23.05.2025

Russland rutscht ab

Weshalb Putins Wirtschaftswunder ins Stottern gerät.

Russland Moskau Kreml
Russland Moskau Kreml

Heute ist mal nicht Trumps Zollzickzackkurs Ausgangspunkt für diesen Klartext. Sondern ein anderer Faktor, der sich seit dem Regierungswechsel verändert hat: Russland und die amerikanische Haltung gegenüber dem Land. Beim Krieg in der Ukraine hat sich Team Trump spürbar auf die Seite Putins geschlagen.

Russlands Ökonomie bekommt Gegenwind

Nun könnte man meinen, auch die russische Wirtschaft würde von Trumps Freundlichkeit profitieren. Mit dem neuen Kumpel in Washington sollte der Fortsetzung des überraschend starken Wachstums von mehr als 4 % in den Jahren 2023 und 2024 doch eigentlich nichts im Wege stehen! Tja denkste! Tatsächlich befindet sich Russlands Wirtschaft im Sinkflug. Eine Bruchlandung ist nicht gewiss, aber durchaus im Bereich des Möglichen.

Wohin man auch schaut: Alle Frühindikatoren der Wirtschaft zeigen gen Süden, und damit meine ich nicht die sonnigen Ressorts an der Schwarzmeerküste. Das Unternehmer- und Konsumentenvertrauen, Fahrzeugzulassungen, Einzelhandelsumsätze: alles im beschleunigten Rückwärtsgang (siehe Grafiken).

Russlands Abwärtstrend

Einzelhandel ( in %, YoY) und Unternehmensvertrauen ( in %, YoY)

Quelle: Trading Economics, LBBW Research

Fahrzeugzulassungen

in Tsd.

Quelle: Trading Economics, LBBW Research

Der militärisch-industrielle Komplex am Scheitelpunkt

Was hat sich verändert, seit ich mich zuletzt an dieser Stelle mit Russland beschäftigt habe? Vor einem halben Jahr schien doch noch alles rund zu laufen! Nun, zu den ohnehin vorhandenen strukturellen Wachstumshemmnissen Russlands wie der Abhängigkeit vom Öl- und Gasgeschäft, dem demografischen Niedergang oder der weit verbreiteten Korruption sind verschiedene zyklische Faktoren hinzugekommen. Die Jahre seit dem russischen Angriff auf die Ukraine waren geprägt von westlichen Sanktionen und der Neuausrichtung der Handelsrouten nach Osten. Das erforderte erhebliche Investitionen in die entsprechende Infrastruktur, was das Wachstum beförderte. Diese Transformation ist nun weitgehend abgeschlossen.

Ähnlich verhält es sich mit der Rüstungsindustrie. Nach dem massiven Ausbau der Produktion von Waffen und Kriegsgütern ist nun ein Plateau erreicht. Auf sehr hohem Niveau: Vergangenes Jahr gab Russland mehr als 7 % des BIP für Rüstung aus, gegenüber etwa 4 % vor dem Angriffskrieg. Aber zusätzliches Wachstum entsteht hier kaum noch.

Restriktive Geldpolitik

Die Inflation ist auf mehr als 10 % gestiegen, weit jenseits des 4 %-Ziels der Zentralbank. Das ist weniger auf die löchrigen Sanktionen zurückzuführen als auf steigende Lohnkosten, denn Arbeitskräfte werden wegen Fronteinsatz und Auswanderung immer knapper. Die Zentralbank versteht da keinen Spaß und hat die Zinsen auf 21 % angehoben. Das bremst die Wirtschaft.

Der Ölpreis fällt und fällt

Und dazu kommt jetzt auch noch Pech: Dank des Trumpschen Zollkriegs und der deshalb erwarteten Verlangsamung der Weltwirtschaft und Ölnachfrage ist der Ölpreis im freien Fall. Letzte Woche sank der Barrel-Preis unter 60 USD, auf den niedrigsten Stand seit der Pandemie. Vor einem Jahr kostete Öl noch rund 80 USD. Und mindestens dieses Niveau braucht Russland auch, um sein Budget auszugleichen. Öffentliche Verschuldung ist nicht das russische Kernproblem. Ganz und gar nicht. Aber die derzeitige Gemengelage wird zu einem weiteren Abschmelzen des fiskalischen Spielraums führen. Ob die wirtschaftliche Bredouille zu einer Verschärfung von Russlands „militärischer Spezialoperation“ in der Ukraine führt, hängt auch von Wladimir Putins Buddy im Weißen Haus ab. Bisher sind dessen vollmundige Friedensversprechungen leider ergebnislos geblieben.

Chefvolkswirt Dr. Moritz Kraemer

Tatsächlich befindet sich Russlands Wirtschaft im Sinkflug. Eine Bruchlandung ist nicht gewiss, aber durchaus im Bereich des Möglichen.

Dr. Moritz Kraemer, Chefvolkswirt und Leiter Research

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