16.01.2018

Kapitalmarktausblick des LBBW Research

Pressemitteilung

LBBW senkt Konjunktur-Prognose für 2018 deutlich

  • Politische Unsicherheit dominiert - die Boomphase klingt aus
  • BIP-Prognose 2018 für Deutschland auf 1,9 (2,3) Prozent gesenkt, für EWU auf 2,0 (2,3) Prozent
  • US-Dollar wertet bis Jahresende auf 1,12 USDollar je Euro auf
  • Dax schließt Ende 2018 bei 14.000 Punkten

Das Research der LBBW korrigiert die Konjunkturaussichten für Deutschland für das 2. Halbjahr 2018 deutlich nach unten. Aufgrund anhaltender Unwägbarkeiten für den Welthandel und großer politischer Risiken beurteilen die Volkswirte die Wachstumsaussichten für Deutschland aber auch Europa deutlich skeptischer als noch vor sechs Monaten. „Wir senken die Prognose für Deutschland von 2,3 auf 1,9 Prozent und für die Eurozone von 2,3 auf 2,0 Prozent“, sagt Chefvolkswirt Uwe Burkert bei der Vorstellung des Kapitalmarktausblicks für das zweite Halbjahr 2018.

Insgesamt sind die weiteren Aussichten für das kommende Jahr gut, urteilen die Analysten der LBBW. Es gebe keinerlei Anzeichen eines Abschwungs oder gar einer Rezession, jedoch führe steigende politische Unsicherheit zu einer Zurückhaltung, die das Ende der jahrelangen Booms einleite.

„Nachdem die Märkte im ersten Halbjahr bereits mit Inflations- und Zinssorgen zu kämpfen hatten, mit einem von US-Präsident Donald Trump angezettelten Handelsstreit und mit der schwierigen Regierungsbildung in Italien, dürften die politischen Risiken im zweiten Halbjahr nicht geringer werden“, kommentiert Chefvolkswirt Uwe Burkert. Nach einer Reihe enttäuschender internationaler Konjunkturnachrichten habe das LBBW Research seine Wachstumsprognosen für das laufende Jahr zurückgenommen.

In Europa macht insbesondere die Lage in Italien Investoren derzeit zu schaffen. Das südeuropäische Land sei das „neue alte Sorgenkind der EU“. Die Koalition aus 5-Sterne- Bewegung und Lega wolle zwar unter anderem die Rentenreform von 2011 zurücknehmen, 780 Euro Grundeinkommen einführen, eine „Flat Tax“ auf Unternehmensgewinne schaffen und mit nur noch zwei Steuersätzen für Privatpersonen auskommen. Trotz dieser radikalen Ideen warnt Uwe Burkert vor übertriebener Sorge: „Die Regierung wird ihr Programm nicht eins zu eins umsetzen. Die Koalition wird am Ende von Seiten des Marktes zur Realpolitik gezwungen werden.“

„Populismus in westlichen Ländern auf dem Vormarsch“

Aber auch in anderen Ländern sind populistische Parteien auf dem Vormarsch. „Entsprechende Tendenzen sind in fast allen westlichen Ländern erkennbar“, sagt Burkert. Die ersten Anzeichen und Konsequenzen dieser Entwicklung machten sich bereits bemerkbar, etwa durch den zunehmenden Protektionismus und die Rückkehr zum Nationalstaat. Für Schwarzmalerei gebe es aber keinen Grund: So hätten sich in Europa einige fundamentale Kennziffern seit der Eurokrise durchaus verbessert, auch bei den Leistungsbilanzen sei eine Trendwende erreicht worden: „Es gibt keine PIIGS mehr. Vier der fünf Peripherieländer haben im vergangenen Jahr einen Überschuss generiert. Und selbst Griechenland lag nur noch leicht im Minus“, sagt Burkert.

Im Handelsstreit zwischen den USA und China gibt es große Differenzen zwischen Worten und Taten. Von den ursprünglich angedrohten Zöllen auf chinesische Waren im Volumen von 150 Milliarden US-Dollar seien im konkreten Vorschlag des US-Handelsbeauftragten nur 50 Milliarden USDollar übriggeblieben.

Eine Eskalation im Handelsstreit wäre für Deutschland problematisch – vor allem, wenn die USA Importzölle auf PKW – auch gegenüber China - einführen. Dies würde alle deutschen Hersteller und damit auch den deutschen Aktienleitindex Dax empfindlich treffen. Jedoch sei mit einer deutlichen Eskalation des Handelsstreits nicht zu rechnen, weil auch die USA kein Interesse an einer Eskalation haben. „Mittelfristig dürfte eine Verhandlungslösung erzielt werden, die Präsident Trump als ‚grandiosen Erfolg‘ verkaufen wird“, so Burkerts Prognose.

Aufwertung des Greenbacks erwartet

Nachdem der US-Dollar bis Februar gegenüber dem Euro deutlich abgewertet hatte, rechnen die LBBW-Experten für das zweite Halbjahr mit einer weiteren Aufwertung des Greenbacks. Devisenhändler hätten zwischen November und April die Börsenweisheit „Starke Wirtschaft, starke Währung“ außer Acht gelassen. Diese gelte im zweiten Halbjahr aber wieder, so Burkert: „Nach unserer Prognose wird die USWirtschaft im laufenden Jahr mit einer Rate von fast drei Prozent zulegen und damit den Euroraum hinter sich lassen.“ Auch die US-Steuerreform sollte sich positiv auf den USDollar auswirken, erwartet er. Zusätzlich dürfte die politische Unsicherheit in Europa dafür sorgen, dass der Euro zusätzlich abwerte. Am Jahresende erwarten die LBBWAnalysten den Wechselkurs bei 1,12 US-Dollar je Euro und halten damit an der bereits im vergangenen Jahr getroffenen Prognose fest.

Aktien schlagen Bonds

Anleger haben an den Aktienmärkten im zweiten Halbjahr gute Chancen, sich erfolgreich zu positionieren. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen sehen die Analysten Ende 2018 bei 0,6 Prozent. Auch die Aussicht auf niedrige Bond- Renditen und damit hohe Anleihepreise schafft Raum für höhere Bewertungen an den Aktienmärkten.

Besonders für die Werte des Dax sowie für den US-Leitindex Dow Jones gebe es noch immer Aufwärtspotenzial. Die LBBW sieht den Dax Ende 2018 bei 14.000 Punkten, den Dow-Jones-Index bei 27.000 Punkten und bestätigen damit ihre Prognose vom Jahresanfang. An den Rohstoffmärkten dürfte es bis zum Jahresende ruhig zugehen: Beim Goldpreis sieht das LBBW Research nur leichtes Aufwärtspotenzial. Den Preis für die Rohölsorte Brent erwarten die Analysten in den kommenden Monaten stabil bei etwa 75 US-Dollar je Barrel.