Entspannung in Sicht
Das große Gewitter in der Automobilbranche bleibt aus. Das prognostizieren die Analysten des LBBW Research in einer aktuellen Studie zur Entwicklung im zweiten Halbjahr. Demzufolge dürfte die Beruhigung in den Themen Absatzentwicklung, Zollstreit und Dieselskandal zu einer Trendumkehr bei den Aktienkursen führen und im gesamten Sektor für Entspannung sorgen.
Einen Grund dafür sehen die Analysten in den im bisherigen Jahresverlauf steigenden Absatzzahlen. In den ersten sechs Monaten wuchs der PKW-Absatz der Automobilbranche weltweit statt den erwarteten 2,2 Prozent bislang um 3,5 Prozent. Dazu trägt vor allem ein anhaltend hohes Wachstum in China bei sowie ein überraschend starker Markt in den USA. „Im zweiten Halbjahr dürfte die Wachstumsdynamik dagegen etwas nachlassen“, sagt Gerhard Wolf, Leiter Corporate Research der LBBW. Dies liegt vor allem an der neuen WLTP-Abgasnorm, die für Lieferverzögerungen aufgrund fehlender Zertifizierungen sorgt. Langfristig gesehen bleibe die Absatzentwicklung auf dem Weltmarkt jedoch nach wie vor im Plus, sagen die Experten der LBBW voraus.
Im Zollstreit sieht das LBBW Research nach den jüngsten Einigungstendenzen die Chance auf Entspannung. Einzig der andauernde Handelsstreit zwischen den USA und China belastet die Automobilbranche weiterhin. „Sollte eine Einigung ausbleiben, kann der Gewinn temporär um bis zu zehn Prozent zurückgehen“, so Automotive-Analyst Frank Biller. Aktuell wird von den drei deutschen Premium-Herstellern Daimler, Audi und BMW im Schnitt rund jedes siebte Fahrzeug in den Vereinigten Staaten abgesetzt. Noch wichtiger sind nur der Heimatmarkt Europa und China.
Auch im Dieselskandal ist Entspannung in Sicht. Dort sehen die Analysten den Tiefpunkt nun erreicht. Zwar könne es weitere Straf- und Rückrufaktionen geben. Diese seien jedoch nicht existenzbedrohlich. Gleichzeitig hat sich die Dieselquote seit April 2018 auf niedrigem Niveau stabilisiert. Zudem sind ohne den Diesel und alternative Antriebe die europäischen Kohlenstoffdioxid-Ziele nur schwer erreichbar, da Dieselfahrzeuge etwa 15 Prozent weniger CO2 ausstoßen als Benzinfahrzeuge.
Die Publikation „LBBW Credit Outlook Automotive H2 2018“ können Sie hier herunterladen: