Die Wirtschaft im Südwesten verzeichnet weiterhin einen positiven Trend, jedoch zeigen sich für die künftige Entwicklung verstärkt auch Risiken. Zu diesem Ergebnis kommen die Analysten der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) in ihrer aktuellen Publikation „Konjunkturmonitor Baden-Württemberg“. „Zwar bewegt sich die Wirtschaft insgesamt weiter auf Wachstumskurs, doch die Zinswende in den USA wie auch die Wachstumsverlangsamung in China dürften gerade die exportorientierten baden-württembergischen Unternehmen tendenziell belasten. Deshalb rechnen wir für das Jahr 2015 mit einem realen Wachstum von durchschnittlich 1,7 Prozent. Für 2016 sehen wir es etwas höher bei 1,9 Prozent“, resümiert LBBW-Chefvolkswirt Uwe Burkert. Damit liege Baden-Württembergs Wirtschaft leicht über dem gesamtdeutschen Wachstum, das das LBBW Research bei 1,5 Prozent für 2015 und 1,7 Prozent für 2016 erwartet.
Als tragende Säule für eine anhaltend positive Konjunkturentwicklung sehen die LBBW-Researcher weiterhin den privaten Konsum. Die solide Beschäftigungsentwicklung führe zu einem Anstieg des verfügbaren Einkommens. Parallel dazu erhöhe die gefühlte Arbeitsplatzsicherheit die Konsumbereitschaft. Auch die Ausgaben des Staats für die Versorgung von Flüchtlingen, die verstärkt nach Deutschland kommen, dürften der Inlandsnachfrage weitere Impulse geben.
„Wurde im vergangenen Jahr der positive Trend in der baden-württembergischen Wirtschaft vor allem von einer anziehenden Auslandsnachfrage getragen, so zeigen sich hier mittlerweile erste dunkle Wolken am Horizont“, erklärt Burkert. Bislang sei es den Unternehmen im Südwesten noch gelungen, trotz internationaler Krisen und geopolitischer Unsicherheiten ihren Absatz zu erhöhen. Doch die aktuelle Tendenz der Auftragseingänge zeigt eine Abschwächung. Lediglich für die Eurozone schätzen die baden-württembergischen Unternehmen die geschäftliche Entwicklung positiver als im Vorjahr ein.
Negative Folgen sind dagegen aus der Zinswende und dem damit einhergehenden Nachfragerückgang in den USA zu erwarten. Dies wird das exportstarke Baden-Württemberg (sein Exportanteil am BIP liegt bei 41,4 Prozent und damit über dem gesamtdeutschen Wert von 39 Prozent) besonders zu spüren bekommen, das insgesamt rund 12 Prozent seines Exports in die USA ausführt. Ebenso dürfte die Wachstumsabschwächung in China, gerade im Bereich des Fahrzeugbaus, dort sinkende Absatzzahlen mit sich bringen. „Vor diesem Hintergrund, speziell der Unsicherheit über die Entwicklung der Exportnachfrage, ist es nicht überraschend, dass die Investitionsbereitschaft zahlreicher Unternehmen Baden-Württembergs trotz des niedrigen Zinsniveaus in Deutschland weiterhin eher zurückhaltend ist“, sagt Burkert.
Die Studie „Konjunkturmonitor Baden-Württemberg“ des LBBW Research erscheint halbjährlich. Sie fasst die wesentlichen Konjunkturdaten Baden-Württembergs übersichtlich zusammen, untersucht die Ursachen und prognostiziert die künftige Entwicklung.