05.12.2025

Schwacher Arbeitsmarkt spricht für weitere US-Zinssenkung

Kapitalmärkte Weekly | Der Weg zu einer weiteren Zinssenkung der US-Notenbank im Rahmen ihrer finalen Sitzung dieses Jahres am 10. Dezember scheint frei zu sein.

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Konjunktur

Die Stimmung in der europäischen Wirtschaft blieb im November fast unverändert. Der von der EU-Kommission erhobene Economic Sentiment Indicator (ESI) stieg um jeweils 0,2 Punkte auf einen Stand von 96,8 Zählern in der EU und 97,0 Punkten im Eurogebiet. Obwohl er damit auf dem höchsten Niveau seit über zwei Jahren liegt, befindet er sich aktuell immer noch deutlich unter seinem langjährigen Durchschnitt von 100. Das Plus im November resultierte aus den drei Komponenten Dienstleistungssektor, der zudem in der EU als einziger Bereich seit über zwei Jahren über dem langjährigen Durchschnitt liegt, dem Handel und der Bauwirtschaft. Dagegen sank in der Industrie die Stimmung. In den großen Ländern entwickelte der ESI sich wie oft stark unterschiedlich. In Spanien stieg er um 2,0 Punkte, ebenso in Italien (+1,1 auf 101,8). Für Deutschland ging er um 0,3 Zähler zurück, und das auf einem deutlich niedrigeren Niveau. Für Frankreich legte der ESI um 0,8 zu.

Zinsumfeld

Der Weg zu einer weiteren Zinssenkung der US-Notenbank im Rahmen ihrer finalen Sitzung dieses Jahres am 10. Dezember scheint frei zu sein. Während die anstehende Entscheidung der US-Währungshüter zu Beginn dieser Woche noch relativ offen schien, dürften die monatlichen Arbeitsmarktdaten des privaten Personaldienstleisters ADP den entscheidenden Impuls gegeben haben. Demnach schrumpfte die Beschäftigung in der Privatwirtschaft im November um 32.000 Stellen. Der moderate Jobzuwachs des Vormonats wurde damit nahezu aufgezehrt. Es war bereits das vierte Jobminus innerhalb der vergangenen sechs Monate. Dies hat wesentlich dazu beigetragen, dass die Gesamtbeschäftigung in der US-Privatwirtschaft in diesem Zeitraum in eine annähernde Stagnation gerutscht ist. Wir gehen davon aus, dass die Mehrheit im Offenmarktausschuss der Fed (FOMC) die neuerlichen deutlichen Schwächesignale vom US-Arbeitsmarkt höher als die Inflationsrisiken gewichten und daher für eine Senkung des Tagesgeldzielbands um 25 Basispunkte stimmen wird.

Im Windschatten des Goldpreises stieg auch die Feinunze Silber in diesem Jahr auf ein neues Rekordhoch.

58.98 USD

Silber

Aktienmärkte

Seit Juni tendiert der DAX unter Schwankungen nur noch seitwärts. Der Rally geht also schon seit Monaten der Schnauf aus, wie man in der Schweiz sagen würde. Historisch bedeutete eine solche Konstellation, dass auch im Folgejahr kaum ein Fortkommen zu beobachten war. Hierzu passt, dass der DAX 2025 bis dato mehr als doppelt so stark gestiegen ist als im historischen Mittel, obwohl sein Gewinn im laufenden Jahr nur unterdurchschnittlich zulegte. In der Hoffnung, dass die aus dem Sondervermögen gespeisten Infrastruktur- und Rüstungsausgaben 2026 ein deutlich höheres BIP-Wachstum als zuletzt bringen werden, haben die Anleger offenbar bereits Vorschusslorbeeren erteilt. Ob dies gerechtfertigt ist, muss die Zukunft erst noch zeigen. Rückenwind durch weitere Leitzinssenkungen der EZB ist 2026 aus unserer Sicht jedenfalls nicht zu erwarten. Bei der Fed deuten die Anzeichen zwar auf weitere Senkungsschritte. Mit dem Einzug eines neuen Fed- Chefs im Mai ist jedoch das Risiko eines schleichenden Verlusts ihrer Unabhängigkeit verbunden. Dies könnte den Anlegern bitter aufstoßen.

Rohstoffe

Diese Woche zeigte sich der Silberpreis volatil. Noch am Mittwoch markierte das Edelmetall ein neues Rekordhoch bei 58,98 US-Dollar je Feinunze. Wenig später verbilligte es sich wieder um gut drei Prozent. Seit Jahresbeginn hat sich der Silberpreis verdoppelt. Sorgen um die Marktliquidität und ein strukturelles Angebotsdefizit trugen dazu bei. Zudem setzten die USA Silber erstmals auf die Liste kritischer Rohstoffe. Silber bewegt sich in einem Spannungsfeld aus Anlagegut und industriellem Input: Es ist klassisch ein Edelmetall für Münzen, Schmuck und Portfolioinvestitionen, zugleich aber ein unersetzlicher Werkstoff in Schlüsseltechnologien. In den Bereichen Photovoltaik, Elektronik und Medizintechnik wird Silber unter anderem wegen seiner hervorragenden elektrischen Leitfähigkeit eingesetzt. Dies erhöht beispielsweise die Effizienz von Solarzellen. In der Elektronik ist es in präzisen Verbindungen und Hochleistungsbauteilen zu finden. Diese breite industrielle Basis sorgt dafür, dass die Nachfrage selbst in Phasen finanzieller Marktvolatilität nicht abrupt verschwindet, sondern eher zyklisch variieren und langfristig steigen kann.

Von: Henning Oligmüller, CIIA Investmentanalyst

Unser großes Bild in Kürze

Vergleichsdiagramm

Konjunktur

  • Deutsches BIP: 2025 abgehakt. Aussicht auf leichtes Wachstum 2026, Risiken steigen durch Reformstau.
  • Handelskonflikt mit USA impliziert Abwärtsrisiken. Staatsausgaben werden ab 2026 für Nachfrageplus sorgen.
  • Inflation knapp über 2 %. Globale Verlangsamung vermindert Lohndruck und hält Rohstoffpreise in Schach.
Säulendiagramm

Zinsumfeld

  • Fed: Notenbanker auf den geldpolitischen Lockerungspfad zurückgekehrt, zwei weitere Zinssenkungen bis Jahresende 2026 erwartet.
  • EZB: Zinssenkungsphase beendet; Einlagesatz bis mindestens Ende 2026 unverändert bei 2,00 % erwartet.
  • EUR-Langfristzinsen: Auf- und Abwärtsrisiken kurzfristig ausgewogen; auf mittlere Frist Rückkehr in den ansteigenden Trend erwartet.
Diagramm Linie

Aktienmärkte

  • US-Handels- und Zollpolitik bremst die Weltwirtschaft, an den Märkten dominiert Optimismus, vor allem dank KI-Hausse.
  • Investitionspakete und Konjunkturhoffnungen stützen Europas Börsen.
  • Nachdem die schwierigen Börsenmonate überstanden sind, dürfte bis zum Jahresende nun wenig anbrennen
Euro

Devisen

  • Der Renditevorteil von kurz laufenden US-Staatsanleihen gegenüber deutschen Bundesanleihen mit kongruenter Laufzeit dürfte abnehmen
  • Erratisches Agieren des US-Präsidenten untergräbt Vertrauen in den US-Dollar.
Öl und Gas

Rohstoffe

  • Rohstoffpreise 2025 mit unterschiedlicher Entwicklung: Hausse bei Edelmetallen, Anstieg bei Basismetallen, Ölpreise fallen.
  • Goldhausse setzt sich fort. Nach Sprung über die 4.000 USD ist zunächst eine Verschnaufpause wahrscheinlich.
  • OPEC+ erhöht Förderquoten von April-November. Hoher Angebotsüberschuss am Ölmarkt dürfte Preise drücken.
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