18.06.2025
Konjunktur erwacht – Naher Osten belastet
Kapitalmärkte Weekly | Mit Israels Angriff auf den Iran und dem hierdurch deutlich steigenden Ölpreis gingen die Aktienmärkte in die Knie, allerdings nur begrenzt.


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Konjunktur
Der ZEW-Index für die Konjunkturerwartungen ist im Juni deutlich gestiegen: von 25,2 auf 47,5 Punkte. Damit wurde die bereits optimistische Konsensprognose von 35 Punkten klar übertroffen. Die Erwartungskomponente erreichte den höchsten Stand seit einem Jahr und knüpft an frühere Phasen starker Erholung an. Noch im April hatte der Saldo tief im negativen Bereich gelegen. Seit dem kräftigen Anstieg im Mai um 39,2 auf 25,2 Punkte hat sich das Vertrauen innerhalb von nur fünf Wochen faktisch verdoppelt. Auch die Einschätzung der aktuellen Lage verbesserte sich im Juni und liegt nun bei -72 Punkten – ein Plus von zehn Punkten gegenüber dem Vormonat. In Verbindung mit dem jüngsten Anstieg des ifo-Geschäftsklimas und ersten positiven Signalen aus den Einkaufsmanagerumfragen deutet sich eine mögliche konjunkturelle Wende an. Allerdings trübt die angespannte Lage im Nahen Osten diesen vorsichtigen Optimismus.
Zinsumfeld
Die Bank of Japan (BoJ) machte am Dienstag den Anfang zu einer Reihe von Notenbankentscheidungen, die diese Woche anstehen. Wie erwartet beließen die japanischen Währungshüter ihren Leitzins bei 0,5 %. Ihren Zinserhöhungskurs wird die BoJ wohl erst fortsetzen, wenn mehr Klarheit über den Ausgang des Handelskonflikts mit den USA besteht. Die Situation in Nahost bringt aktuell zusätzliche Unsicherheit. Mit Interesse werden auch die Zinsentscheidung und die darauffolgende Pressekonferenz der US-Notenbank Fed am heutigen Mittwochabend erwartet. Wir gehen ebenfalls von unveränderten Leitzinsen aus. Im Wochenverlauf legten die Renditen 10-jähriger Bundesanleihen in der Spitze um 6 Bp. auf 2,59 % zu. Die Kombination aus geopolitischer Risikoaversion und der angekündigten Pause im Zinssenkungszyklus im Euroraum sorgt für ein volatiles Umfeld für Bundesanleihen.
Aktienmärkte
Mit dem israelischen Angriff auf den Iran und dem hierdurch deutlich steigenden Ölpreis gingen die Aktienmärkte in die Knie, allerdings nur begrenzt. Die Anleger befinden sich der Marktbreite nach zu beurteilen jedoch nicht erst seit wenigen Tagen, sondern schon seit längerem auf Verkaufskurs. Auf Indexebene lässt sich dies noch kaum erkennen. Der Blick auf Gewinngrößen, Margen, Gesamt- und Eigenkapitalrendite der DAX-Mitglieder zeigt jedoch, dass ihre Kurse der fundamentalen Entwicklung weit vorausgelaufen sind. Dies ließ ihre Bewertung steigen und macht den Leitindex anfällig für Rückschläge. Im Gegenzug sank das KGV des MDAX, welcher den Anlegern seit fast fünf Jahren ein wahres Trauerspiel bescherte, immer weiter. Inzwischen sind die Midcaps sogar günstiger bewertet als die Blue Chips, obwohl sich ihr Indexgewinn zuletzt besser entwickelte. Diese Konstellation könnte das Ende der jahrelangen Underperformance der zweiten Reihe bedeuten.
Devisen
Nach der US-Präsidentschaftswahl 2024 setzte sich die etablierte Abwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar zunächst fort. Die Marktteilnehmer spekulierten darauf, dass die von Donald Trump in Aussicht gestellte Steuersenkung einer ohnehin gut laufenden Konjunktur weiteren Schub verleihen würde. Doch die angekündigten US-Zollerhöhungen nährten Befürchtungen, dass diese auch die US-Wirtschaft selbst treffen würden. Dies gilt insbesondere aufgrund des erratischen Agierens des Präsidenten. Zudem untergrub Trump mit Beleidigungen des Fed-Vorsitzenden die Unabhängigkeit der Notenbank. Trotz Drucks aus dem Weißen Haus wird die Fed ihr Zielband für den Tagesgeldsatz nach unserer Prognose bis Ende 2025 unverändert belassen. Die Zinsdifferenz zum Euro dürfte den US-Dollar somit stützen. Die Aufwertung des US-Dollar gegenüber dem Euro sollte jedoch hinter dem zurückbleiben, was nach der Entwicklung des sogenannten Transatlantik-Spreads angemessen wäre. Wir sehen den Euro per Jahresende 2025 bei 1,10 USDollar.
Von: Martin Siegert, CMT Research für Privat- und Unternehmenskunden
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