23.05.2025

Ifo-Geschäftsklima überrascht

Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im Mai aufgehellt. Das ifo-Geschäftsklima legte zu und übertraf dabei sogar leicht die Erwartungen der Volkswirte.

Laptop und Tablet mit Abbildungen von Diagrammen und Daten
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Konjunktur

Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im Mai aufgehellt. Das ifo-Geschäftsklima legte zu und übertraf dabei sogar leicht die Erwartungen der Volkswirte. Besonders deutlich war der Anstieg bei den Geschäftserwartungen – vermutlich eine Folge der Entspannung im Handelsstreit mit den USA. Zudem könnten Hoffnungen auf wirtschaftliche Impulse durch die neue Bundesregierung eine Rolle spielen. Trotz dieser positiven Entwicklung bleibt der Konjunkturausblick von Unsicherheiten geprägt. Das zeigt sich auch in den gemischten Signalen der Einkaufsmanagerindizes. Etwas unterschätzt wird unseres Erachtens die Rolle der Geldpolitik. Die EZB hat die Leitzinsen inzwischen nahezu halbiert. Das dürfte sich inzwischen in der Realwirtschaft niederschlagen. Wir gehen davon aus, dass die Europäische Zentralbank an ihrem Kurs festhalten wird und zunächst weitere Zinssenkungen anstreben wird. Zum Jahresende erwarten wir den Einlagensatz bei 1,75 %.

Zinsumfeld

Am vergangenen Freitag entzog Moody’s den USA als letzte große Ratingagentur die Bestnote AAA – aus unserer Sicht längst überfällig. Die US-Staatsverschuldung liegt inzwischen bei rund 120 % des BIP, und etwa 12 % der Staatseinnahmen fließen allein in Zinszahlungen. Bemerkenswert ist, dass Moody’s keine politische Einflussnahme auf die Notenbank, den Dauerstreit um die Schuldenobergrenze oder Diskussionen über eine mögliche Umschuldung als Gründe nannte. Dennoch wurde Moody’s-Chefvolkswirt Mark Zandi aus Regierungskreisen scharf angegriffen. Eine Verbesserung der Lage ist kaum zu erwarten. Präsident Donald Trump wünscht ein neues Steuergesetz, das die Verschuldung um Billionen erhöhen könnte. Es wurde am Donnerstag mit hauchdünner Mehrheit vom Repräsentantenhaus gebilligt, dürfte im Senat aber auf Widerstand stoßen. Im Wochenverlauf kletterte die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen in der Spitze auf 4,61 %.

4.61 %

Die Rendite 10-jähriger USStaatsanleihen erreichte in dieser Woche den höchsten Stand seit Mitte Februar.

Aktienmärkte

Verhandlungen anstatt rigider Durchsetzung der von Trump ins Leben gerufenen reziproken Zölle, sowie eine gewisse Deeskalation im Handelskrieg der USA mit China: Diese Korrekturen an Trumps Politik sollten zwar einen wirtschaftlichen GAU vermeiden. Der Schaden dürfte trotzdem groß genug sein, um die US-Wirtschaftsdynamik nachhaltig unter ihr Potenzialwachstum zu drücken. Historisch war ein solches Szenario schlecht für Aktienkurse wie Gewinne. Zudem machen sich die Anleger nach dem Verlust der Rating-Bestnote durch Moody’s Sorgen, dass der von Trump angestrebte „One Big Beautiful Act“ die US-Staatsverschuldung weiter in die Höhe treibt. Während der US-Dollar zunehmend schwächelt, steigen die US-Renditen munter an. Dies lässt vermuten, dass die Anleger den Vereinigten Staaten mehr und mehr den Rücken kehren. Dass in diesem Szenario die Aktienkurse suggerieren, es sei nichts passiert, scheint uns des Guten zu viel.

Rohstoffe

Die OPEC+ hat mit ihrem Beschluss, die Ölförderung von April bis Juni um insgesamt 960.000 Barrel pro Tag (bpd) zu erhöhen, die Preise zuletzt unter Druck gebracht. Offensichtlich ist beim nächsten Treffen der 18 Ölexporteure am 1. Juni eine weitere Lockerung der Förderbremsen im Gespräch. Für Juli scheint eine weitere Erhöhung der Quoten um 411.000 bpd auf der Agenda zu stehen. In der Summe werden die Förderbremsen von April bis Juli dann um 1,37 mbpd gelockert. Zu einem großen Teil werden die Förderquoten damit an die bereits seit längerem höhere Produktion angepasst. So lag der Output der OPEC+ im April bereits um 1,23 mbpd über Plan. Effektiv würde die Förderung von April bis Juli damit zwar nur um (1,37 mbpd - 1,23 mbpd =) 140.000 bpd ansteigen. Das Ölkartell hat aber bereits angekündigt, die Bremsen in den nächsten Monaten noch weiter zu lockern. Der Angebotsüberschuss am Ölmarkt dürfte damit im laufenden Jahr noch höher ausfallen als bislang angenommen. Wir bleiben daher bei unserer Prognose, dass Brent bis Ende des Jahres auf 60 USD pro Barrel zurückfällt.

Von: Martin Siegert, CMT Research für Privat- und Unternehmenskunden

Unser großes Bild in Kürze

Vergleichsdiagramm

Konjunktur

  • Deutsches BIP: Auftaktquartal mit +0,2 % Q/Q besser als erwartet. 2 % Y/Y. Euroraum weiterhin stärker als Deutschland.
  • Handelskonflikt mit USA impliziert Abwärtsrisiken. Staatsausgaben könnten 2026 einen Wachstumsschub bringen.
  • Inflation bei 2 %. Globale Verlangsamung vermindert Rohstoffpreise und Lohndruck.

Säulendiagramm

Zinsumfeld

  • Fed: Unveränderte Leitzinsen im Jahr 2025; Fed Funds per Ende 2025 bei 4,50 % erwartet.
  • EZB: Zwei weitere Zinssenkungen um je 25 Bp. bis Jahresende erwartet, Einlagesatz dann bei 1,75 %.
  • EUR-Langfristzinsen: Auf- und Abwärtsrisiken kurzfristig ausgewogen; auf mittlere Frist Rückkehr in den steigenden Trend erwartet.

Diagramm Linie

Aktienmärkte

  • KI-Hausse erscheint beendet, von den USA ausgehender Handelsstreit bremst die Weltwirtschaft.
  • Zinssenkungen und Investitionspakete stützen Europas Börsen.
  • Nach starker Kurserholung an den Aktienmärkten hohe Rückschlagsgefahr.

Euro

Devisen

  • US-Renditevorteil sollte sich ausweiten.
  • Erratisches Agieren des US-Präsidenten untergräbt Vertrauen in den US-Dollar.

Öl und Gas

Rohstoffe

  • Bloomberg Commodity Index erreicht im Februar Zweijahreshoch. US-Zollpolitik sorgt im April für deutliche Korrektur.
  • Gold erreicht Allzeithoch im April. Annäherung im Zollstreit USA/China fürht zuletzt aber zu niedrigeren Notierungen.
  • OPEC+ kündigt April-Juni höheren Output an. Ölpreise fallen zurück.

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