18.12.2025
Emissionsplanung des Bundes für 2026
Einschätzung | Der deutsche Staat will sich im kommenden Jahr so viel Geld bei Investoren leihen wie nie zuvor.
Die Bundesfinanzagentur plant für 2026 mit Anleiheplatzierungen in Höhe von ca. 512 Mrd. EUR (via Auktionen), zzgl. dreier (konventioneller) Syndikate voraussichtlich bis zu 530 Mrd. EUR. Dies ist ein neuer historischer Rekordwert. Im Vergleich zum laufenden Jahr (425 Mrd. EUR) resultiert ein Anstieg um nahezu ein Viertel. Sowohl die Geldmarktemissionen (+40 Mrd. EUR Y/Y) als auch die Kapitalmarktemissionen (+60-65 Mrd. EUR Y/Y) dürften jeweils kräftig steigen. Der Bund erweitert das Emissionsspektrum um eine 20-jährige Anleihe.
Unsere Einschätzung zur Emissionsplanung des Bundes für 2026
Der deutsche Staat will sich im kommenden Jahr so viel Geld bei Investoren leihen wie nie zuvor. Diese Nachricht kommt angesichts der Haushaltspläne der Bundesregierung wenig überraschend, denn die geplanten Sonderschulden für Verteidigung und Infrastruktur müssen über den Anleihemarkt finanziert werden. Allein das Ausmaß des Anstiegs und die Verteilung auf die einzelnen Laufzeitsegmente waren noch ungewiss. Dass der Anstieg des Finanzierungsbedarfs in etwa im Verhältnis 2:1 auf längerfristige Kapitalmarktinstrumente und kürzerfristige Geldmarktinstrumente aufgeteilt wird, entspricht in etwa unseren Erwartungen. Das Emissionsvolumen an Bundesanleihen (Laufzeit 2Y+) dürfte einschließlich Syndizierungen und grüner Bunds auf rund 350 Mrd. EUR springen, ein Anstieg um über 20 % gegenüber 2025 (290 Mrd. EUR). Dabei diversifiziert der Bund das Angebot im ultra-langen Laufzeitbereich durch die erstmalige Begebung einer 20-jährigen Bundesanleihe. In diesem Laufzeitbereich vermutet man offenbar mehr Anlegernachfrage als im Falle der ebenfalls wiederholt kolportierten Begebung 50-jährige Staatsanleihen.
Die Anleihemärkte haben zunächst kaum auf die Ankündigung der Finanzagentur reagiert. Dies zeigt, dass ein Angebotsanstieg in dem avisierten Ausmaß bereits weitgehend vorgezeichnet war. Der Bund kann unter den Anlegern weiterhin auf sein hohes Standing als Benchmark-Emittent des Euroraums zählen. Zudem suchen internationale Anleger angesichts der erratischen US-Politik nach Anlagealternativen zu US-Treasuries. Dies erleichtert es dem Bund, das höhere Anleiheangebot am Markt unterzubringen, ohne massive Verwerfungen fürchten zu müssen. Wir rechnen dennoch damit, dass die Laufzeitprämien für längerlaufende Bundesanleihen mittelfristig im Trend weiter steigen werden.
Von: Dr. Jens-Oliver Niklasch, Senior Economist Macro/Strategy