- Die Exporte legten im April mit einem Plus von 8,1 % erneut deutlich zu (März: +12,4 %).
- Unterdessen verzeichneten die Einfuhren ein leichtes Minus von 0,2 % (März: -4,3 %).
- Der Handelsbilanzüberschuss im abgelaufenen Monat ging geringfügig auf rund USD 96 Mrd. zurück (von zuvor USD 103 Mrd. im März).
Unsere Einschätzung zum chinesischen Außenhandel
Selten war die Spanne der Schätzungen unter Ökonomen so groß wie dieses Mal, und dennoch hatte kaum jemand einen derart starken Anstieg der Exporte auf dem Radar. Der Konsens ging angesichts der prohibitiv hohen US-Zölle von Anfang April von einem deutlichen Dämpfer für die chinesische Exportindustrie aus. Wir hatten ein leichtes Minus erwartet. Stattdessen zeigten sich die Ausfuhren auch im April robust. Die Exporte in die USA brachen zwar um über 20 % ein, gleichzeitig wurde der Einbruch durch eine deutliche Steigerung der Ausfuhren in die ASEAN-Staaten (+20,8 %) mehr als ausgeglichen. Anstatt den direkten Weg in die USA zu nehmen, scheinen chinesische Produkte nun in großem Umfang über Südostasien geleitet zu werden. Der massive Zuwachs der Exporte nach Vietnam von fast 23 % verdeutlicht diesen Trend. Das Land steht bereits seit längerer Zeit in der Kritik, als Umschlagplatz für chinesische Waren zu dienen. Zudem dürfte geholfen haben, dass chinesische Firmen in Südostasien stark investiert sind und den US-Markt unter Einsatz in China gefertigter Vorprodukte auch teils über ihre dortigen Fabrikstandorte bedienen können. Aber auch das Wachstum in anderen Regionen legte deutlich zu. Sowohl nach Japan als auch in die EU stiegen die Exporte im hohen einstelligen Bereich. Die Produktpalette ähnelt dabei jener für die USA, was die Suche nach alternativen Abnehmern erleichtert. Ob die heutigen Zahlen aber Grund zur Freude sind, ist fraglich. Nicht nur könnte der Anstieg chinesischer Exporte nach Europa den Handlungsdruck auf die EU-Kommission erhöhen. Auch in den USA wird die Herausbildung möglicher Alternativrouten für chinesische Waren wohl wenig Begeisterung hervorrufen. Einen ersten Einblick dazu werden die morgigen Handelsgespräche zwischen US-Vertretern und Vertretern der chinesischen Seite in Genf bieten.