17.12.2018

„Die Unternehmen verlieren fünfstellige Beträge, mindestens!“

Viele Unternehmen haben wegen des Niedrigzinses ungewöhnlich hohe Beträge in der Kasse. Ohne Liquiditätsmanagement verlieren sie dabei regelmäßig viel Geld.

Zwei Männer stehen hinter einem Laptop
Zwei Männer stehen hinter einem Laptop

Zu viel Geld kann eine Last sein. So direkt drückt es zwar kaum jemand aus. Aber viele deutsche Firmen kennen das Problem nur zu gut: Sie parken „Liquidität“ auf Tagesgeld- oder Termingeldkonten, sofern sie es nicht gleich auf dem normalen Firmenkonto liegen lassen. Weil die Zinsen für solch kurzfristige Anlagen kaum über null liegen, manchmal sogar Strafzinsen kosten, schmilzt ohne Liquiditätsmanagement ihr Firmenvermögen. „Die Unternehmen verlieren da jedes Jahr fünfstellige Beträge, mindestens. Das gilt für DAX-Unternehmen, aber auch für viele Mittelständler“, sagt Michael Lohmüller.

Liquiditätsmanagement schützt im Niedrigzinsumfeld

Lohmüller ist Anlageberater für Unternehmen und bei der LBBW mit seinem Team für das kurzfristige Liquiditätsmanagement und das mittel- und langfristige Investmentmanagement verantwortlich. Nur bei wenigen Banken gibt es ein solches Team aus Spezialisten, das die Kunden dabei unterstützt, in diesen Niedrigzinszeiten zumindest ein wenig Rendite zu erwirtschaften. Liquiditätsmanagement verhindert, dem Firmenvermögen beim Schmelzen zusehen zu müssen. Zu seinen Kunden gehören der kleine und mittelgroße Mittelstand (KMU) ebenso wie kapitalmarktnahe Großunternehmen.

Einer der Kunden von Michael Lohmüller und seinem Team vom Liquiditätsmanagement ist SEW Eurodrive: „Liquiditätsmanagement ist wichtig, weil es Freiräume schafft und hier Geld verdient werden kann“, sagt Markus Pospich, beim Bruchsaler Motoren- und Getriebehersteller für das Treasury verantwortlich.

Deutsche Unternehmen halten zu viel Liquidität.

Martin Dresp, Analyst bei LBBW Research

Nicht nur im Mittelstand hätten Führungskräfte beim Liquiditätsmanagement gern Unterstützung. Wohl jedes fünfte deutsche Unternehmen hätte gern Hilfe bei der sinnvollen Vermögensanlage, ergab eine Umfrage von LBBW Research. Die Hälfte der dazu befragten 270 Unternehmer und Führungskräfte hält nach eigener Aussage ausreichend Liquidität, 7 Prozent wollen sie sogar abbauen. „Das spricht dafür, dass einige Unternehmen derzeit eher zu viel als zu wenig Liquidität halten“, schlussfolgert LBBW-Analyst Martin Dresp, Verfasser der Studie „Liquidität im Niedrigzinsumfeld“.

Der Mittelstand hortet Liquidität
Frau und Mann im Gespräch hinter einer Glasscheibe

Keine weitere Liquidität ohne Verwendungszweck

Die Umfrage des LBBW Research belegt eindeutig, dass Mittelständler und Konzerne ihre Liquiditätsreserven nach der Finanzkrise deutlich aufgepolstert haben. „Cash is King“, sagt Dresp. Doch bei zu viel Liquidität entstehe das Problem, dass ohne Liquiditätsmanagement attraktive Investitions- oder Anlagemöglichkeiten ausgelassen werden. Bei den Unternehmen sollten „die Alarmglocken läuten“, da kurzfristiges Anlegen keine Rendite bringt und somit Unternehmenswert vernichtet. Das gelte vor allem für Unternehmen aus dem Mittelstand, die Liquidität aufbauen, „ohne einen direkten zukünftigen Verwendungszweck im Blick zu haben“.

Liquiditätskonzept hält Unternehmen liquide

Das Problem trifft nicht nur Unternehmen. Es gilt auch für Verbände wie den Arbeitgeberverband Südwestmetall, bei dem eine Besonderheit greift: Fast sämtliches Geld muss kurzfristig liquidierbar sein. „So wie die IG Metall ihre Mitglieder gegen Verdienstausfälle bei Streiks versichert, übernehmen wir das bei den Arbeitgebern“, sagt Dr. Steffen Gehring, Geschäftsführer Finanzen bei Südwestmetall. „Und wenn die Bänder stillstehen, kostet das eine Menge Geld. Doch im Voraus weiß ich nie, um welche Summen es sich handelt.“

Nach unserer Definition ist Liquiditätsmanagement mehr als die kurzfristige Finanzdisposition im Unternehmen. Wir errechnen die ideale Laufzeitstruktur der Liquiditätsreserven, damit das Vermögen einen soliden Erlösbeitrag liefert.

Michael Lohmüller, Leiter Liquiditätsmanagement der LBBW

Flexibilität ist also Trumpf bei der Geldanlage. Darüber spricht Gehring regelmäßig mit seinem LBBW-Betreuer. „Wir diskutieren mit Dr. Gehring etwa, welche Anleihe sich lohnt, welche Laufzeit, welcher Emittent, welcher Kurs“, sagt Liquiditätsmanager Michael Müller. Er liebt diese Diskussionen, wenn sich beide Seiten mit viel Expertise austauschen. Auch Gehring hält den Austausch für unverzichtbar: Es sei beim Liquiditätsmanagement wichtig, immer wieder die eigenen Einschätzungen zu hinterfragen. Das gelte für einzelne Wertpapiere ebenso wie für die strategische Asset Allocation: „Wie verteilen wir Aktien und Anleihen prozentual, wie stark setzen wir auf Cash, auf alternative Investments?“

Unternehmen der DAX-Familie erhöhen Reserven

Liquiditätsmanagement ist Teil des Cash Managements

Da gibt es kein Richtig und Falsch, wohl aber ein Besser und Schlechter. Beim Liquiditätsmanagement als Teil des Cash Managements besteht die Aufgabe der LBBW-Experten darin, gemeinsam mit den Kunden die bestmöglichen Entscheidungen zu treffen. Liquiditätsmanager rechnen den Mittelständlern und DAX-Konzernen vor, wie viel Liquidität sie wirklich für ihr Tagesgeschäft brauchen und wie sie es ertragreich über Jahre anlegen – ob klassisch in Aktien und Fonds oder in strukturierten Produkten. Die Bank hat dabei speziell für ihre mittelständisch geprägten Kunden zugeschnittene Produkte entwickelt. Am Schluss steht eine Empfehlung für einen Anlage-Mix, der optimal zu den kurz-, mittel- und langfristigen Bedürfnissen des Unternehmens passt.

Eurogruppe

Grundlagen für erfolgreiches Liquiditätsmanagement:

  • die Ermittlung des Liquiditätsstatus
  • die kurzfristige Liquiditätsvorschau
  • die mittel- und langfristige Planung der Liquidität

„Liquiditätsmanagement kann viel erreichen, nicht nur in Zeiten negativer Leitzinsen“, sagt Lohmüller. Mit einer geschickten Geldanlage in mittel- und langfristige Assets kann ein Großunternehmen oder ein Mittelständler die Bilanzposition Finanzanlageergebnis deutlich verbessern. „Bei einigen ist das Finanzergebnis in manchen Jahren deshalb sogar höher als das operative Ergebnis“, sagt der Experte. Das Liquiditätsmanagement der Bank berät aber nicht nur. Bei einer Reihe mittelständischer Unternehmen oder DAX-Konzerne geht die Hilfe einen Schritt weiter: „Dann verwalten wir das Vermögen treuhänderisch.“ Zu viel Geld kann eine Last sein. Muss es aber nicht.

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Michael Lohmüller, Leiter Liquiditäts- und Investmentmanagement

Michael Lohmüller

Leiter Liquiditäts- und Investmentmanagement

Michael Lohmüller ist Chef des Liquiditäts- und Investmentmanagements für Unternehmenskunden. Er berät Mittelständler und Konzerne in allen Anlagethemen von der kurzfristigen Liquiditätsdisposition bis zur mittel-/langfristigen strategischen Vermögensanlage im Unternehmen.

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