07.11.2022

Das Gas wird diesen Winter reichen

Pressemitteilung | Studie

Trotz der weggebrochenen Gaslieferungen aus Russland gibt das LBBW Research in einer Studie bei der Frage nach der Versorgungssicherheit Entwarnung. „Wir sind vorsichtig optimistisch, dass die Füllstände der Erdgasspeicher ausreichen, um uns durch den Winter zu bringen“, sagt Chefvolkswirt Moritz Kraemer voraus. Mehr dazu erfahren Sie im neuen Themenspecial „Energiewende“ der Bank, das die wichtigsten Aspekte der Abkehr von fossilen Brennstoffen erklärt.

Nicht erst seit dem Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine stellt sich in der EU die Frage nach der Versorgungssicherheit. Bereits im Zuge der Energiewende diskutierten Experten, wie eine Umstellung auf regenerative Energie ohne Versorgungsengpässe möglich ist. Erstmals aber sind kalte Küchen und Hochöfen oder Produktionsstilllegungen eine reale Gefahr.

Mit einem konservativ gerechneten Szenario hat das LBBW Research untersucht, ob die gespeicherten Bestände und laufenden Zulieferungen ausreichend Zeit überbrücken, bis frühlingshafte Temperaturen es erlauben, die Gasheizungen wieder herunterzudrehen. Selbst wenn die Inbetriebnahme der geplanten mobilen Flüssiggas-Terminals misslingt, Russland kein Erdgas mehr liefert und Erdgas-Lieferungen aus Norwegen, den Niederlanden und Belgien nicht ausgeweitet werden können, reicht es aus, wenn in diesem Winter gegenüber den Vorjahresmonaten nur 10 Prozent eingespart werden. „Wir sind vorsichtig optimistisch, dass die Füllstände der Erdgasspeicher ausreichen werden, um uns durch den Winter zu bringen“, sagt Chefvolkswirt Moritz Kraemer: „Das gilt jedoch nur unter der Bedingung, dass uns kein arktischer Winter erwartet und der russische Präsident Putin nicht die norwegische Europipe-Pipeline sabotiert. Dann wird es richtig bitter.“

Aus Russland fließt das Erdgas bereits seit Juli nur noch eingeschränkt. Trotzdem gelang es der Bundesregierung seitdem, die deutschen Gasspeicher fast vollständig aufzufüllen. Die aggressiven Gaskäufe in den EU-Staaten haben nach Ansicht der LBBW-Experten für einen rekordhohen Anstieg des Gaspreises gesorgt. „Jüngst hat sich die Situation zwar stark entspannt. Eine Rückkehr auf Niveaus der Jahre 2019 oder 2020 ist bei alledem aber nicht zu erwarten“, urteilt Kraemer.

Das hat auch Auswirkungen auf die Nachhaltigkeit. Die enorm gestiegenen Preise für den fossilen Energieträger machen Gas als „Brückentechnologie“ auf dem Weg in die Klimaneutralität aktuell zu teuer. Zudem sollen übergangsweise reaktivierte Kohlekraftwerke die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Die selbstgesteckten Ziele zur Reduktion der Treibhausgase rücken damit erst einmal in die Ferne.

Die wichtigsten Aspekte des Abschieds von den fossilen Energieträgern erklärt die neue Informationsplattform Energiewende der LBBW: www.lbbw.de/energiewende

Mehr zur Versorgung mit Erdgas finden Sie in der Studie unter den Downloads.

Wie lange reichen die deutschen Gasvorräte (in Monaten)?

Quelle: Destatis, BDEW, LBBW Research