Das effiziente Management des Working Capitals wird in positiven Konjunkturphasen häufig vernachlässigt. Viele Mittelständler müssen sich nach einer Studie des LBBW Research deshalb beeilen, wenn sie noch vor dem sich abzeichnenden konjunkturellen Abschwung die Kapitalstärke ihres Unternehmens verbessern wollen.
„Insbesondere das Forderungsmanagement wird nicht konsequent durchgesetzt“, urteilt Analyst Martin Dresp in seiner Bilanzanalyse: „Vor dem Hintergrund der vollen Auftragsbücher sind die zunehmenden Zahlungsverzögerungen zwar weniger bedrohlich. Unternehmen mit schwachem Working Capital Management laufen aber bei steigenden Zinsen und abkühlender Konjunktur Gefahr, in Liquiditätsengpässe zu geraten.“
Die Debitoren- oder Forderungslaufzeit sei eine entscheidende Stellschraube, um die Geldumschlagsdauer zu verbessern, sagt Martin Dresp. Je geringer dieser Wert, desto besser für die Unternehmen. In den vergangenen Jahren war er tendenziell aber gestiegen. 2010 dauerte der Geldumschlag, auch Cash Conversion Cycle genannt, im Durchschnitt noch 41,8 Tage. 2017 hatte sich der Cash Conversion Cycle bereits auf 45,8 Tage verlängert.
Für die Untersuchung schaute Martin Dresp in die Bilanzen von rund 400 deutschen Unternehmen, die zwischen 5 Millionen und 1 Milliarde Euro Umsatz ausweisen. Bei seiner Untersuchung nutzte er den Cash Conversion Cycle, der sich aus Lagerdauer, Debitoren- und Kreditorenlaufzeit zusammensetzt. Diese Kennzahlen geben darüber Aufschluss, wie lange liquide Mittel im Umlaufvermögen des Unternehmens gebunden sind.
Hohe Forderungsbestände binden Liquidität
Vor allem im Geschäft mit einigen Branchen müssen sich Unternehmen beim Working Capital Management besonders anstrengen, denn die zugehörigen Unternehmen bezahlen ihre Rechnungen gern später. Besonders die Baubranche, aber auch die Anbieter persönlicher Dienstleistungen oder die Logistiker lassen ihre Gläubiger lange warten. Doppelt so schnell wie das Baugewerbe zahlen Chemie- und Kunststoffhersteller ihre Rechnungen. Aber auch die Anbieter von Konsumgütern oder der Handel weisen einen geringen Zahlungsverzug auf.
Bei steigenden Zinsen verteuert sich für alle Unternehmen die Refinanzierung des laufenden Betriebs. Dresp empfiehlt daher, das Working Capital und insbesondere den Forderungsbestand im Blick zu behalten, denn dadurch kann die Verschuldung moderat gehalten und gleichzeitig die Finanzierungsstruktur verbessert werden.
Ein konsequentes Working Capital Management (WCM) setzt gebundene Liquidität frei, die wichtige Kennzahlen wie die Eigenkapitalquote, den Verschuldungsgrad oder auch die Bonität verbessert. Auch deshalb gilt es als wirkungsvolles Instrument zur Steigerung des Unternehmenswerts.