25.11.2013

LBBW Research erwartet 2014 steigende Binnennachfrage in Deutschland

Pressemitteilung

  • Deutsches BIP um 2 Prozent höher prognostiziert
  • DAX zum Jahresende bei 9 800 Punkten erwartet
  • Euro zum Ende 2014 bei 1,30 US-Dollar gesehen
  • Gold bei 1 200 Dollar je Feinunze angenommen

Erstmals seit rund 15 Jahren wird die Bundesrepublik im kommenden Jahr wieder eine lebhaftere Binnennachfrage vorweisen. "Wir sind überzeugt, dass 2014 für die deutsche Wirtschaft ein gutes Jahr wird. Aber nicht mehr die Exporte werden das Wachstum treiben, sondern die Binnennachfrage", sagte LBBW-Chefvolkswirt Uwe Burkert beim Kapitalmarktausblick 2014 am Montag in Stuttgart.

Burkert verwies nicht nur auf die verlangsamte Importneigung der Schwellenländer und die Fortschritte der europäischen Krisenstaaten bei den Lohnstückkosten. Erstmals seit Ende der Neunzigerjahre rechnet er 2014 wieder mit Konsumzuwächsen von rund 2 Prozent: "Die Neigung zum Kauf langlebiger Konsumgüter – und in der Folge die lang erwartete Belebung der privaten Konsumnachfrage – ist so hoch wie seit langem nicht mehr." Eine weitere Schlüsselgröße für die erwartete Konjunkturerholung seien die Ausrüstungsinvestitionen, die angesichts rekordtiefer Zinsen und mehr politischer Sicherheit wieder anziehen sollten. Die deutsche Wirtschaft sieht er im kommenden Jahr um 2,0 Prozent wachsen, nach 0,6 Prozent 2013.

LBBW-Jahresprognosen – Dax 2014 bei 9800 Punkten

"Nachdem der DAX in diesem Jahr rund 1500 Punkte gewonnen hat, erscheint bis Ende 2014 ein Anstieg auf 9800 Zähler realistisch", sagte Aktienstratege Berndt Fernow. "Selbst ein zeitweises Allzeithoch von 10000 Punkten liegt im Bereich des Möglichen." Für Fernow werden im kommenden Jahr Gewinnsteigerungen die Kurse treiben: "Ertragszusätze um knapp 10 Prozent erscheinen realistisch." 2013 hätten die Aktienbörsen von der großzügigen Liquiditätspolitik der Notenbanken profitiert. Zudem habe in der Eurozone das Krisengespenst an Kontur verloren. Während die Euro-Staatsschuldenkrise weiter an Dramatik verliert, könnten schlechte Nachrichten aus den Schwellenländern 2014 die Kauflaune trüben. Größere Ausschläge nach unten sollten daher trotzdem einkalkuliert werden.

Die Rohstoffpreise gingen 2013 überwiegend zurück. Für das kommende Jahr rechnet das LBBW Research dank verbesserter weltwirtschaftlicher Konjunkturaussichten wieder mit steigenden Rohstoffnotierungen. Bei den Basismetallen dürfte dies lebhafter zu spüren sein, aber auch Edelmetalle wie Silber, Palladium oder Platin dürften davon profitieren. "Beim Goldpreis hingegen gehen wir von leicht nachgebenden Notierungen 2014 aus", sagte Rohstoffanalyst Frank Schallenberger voraus. In der westlichen Welt sei angesichts des freundlicheren Konjunkturumfelds kaum mit einer Zunahme der Anlegernachfrage zu rechnen. In Asien dürften zudem geringere Goldimporte Indiens nur unvollständig durch eine steigende Nachfrage aus China ausgeglichen werden, begründete er seine Prognose. Für Ende 2014 sieht Schallenberger die Feinunze Gold bei 1200 US-Dollar.

Währungen und Zinsen

Mit der jüngsten Leitzinssenkung hat die Europäische Zentralbank einen historischen Tiefststand markiert. "Das Zinstal dürfte damit zwar erreicht sein. Auf Trendwende stehen die Zeichen im Jahr 2014 aber noch nicht", urteilte Jens-Oliver Niklasch, der als LBBW-Volkswirt die EZB-Politik begleitet. Zum einen drohten gegenwärtig keine Inflationsrisiken. Zum anderen liege die Kreditvergabe in weiten Teilen des Euroraums weiter darnieder.

Auch im kommenden Jahr wird die US-Notenbank das Bild der Devisenmärkte prägen, sagt das LBBW Research voraus. Den Kurs des Euro sieht Burkert bis Ende 2014 auf 1,30 Dollar sinken. "Erstens wird die Federal Reserve ihre Leitzinsen früher anheben als die EZB. Zudem sollte die US-Wirtschaft mit 3 Prozent Wachstum den Euroraum weit hinter sich lassen", betont er. Drittens zeigen LBBW-Berechnungen den Euro zum US-Dollar überbewertet.

Risiken: Warum es anders kommen kann

Gleich ein ganzes Bündel möglicher Gefahren könnte die Zuversicht der Investoren jedoch ins Wanken bringen, urteilte Uwe Burkert. Darunter fallen ein erneuter Rückfall der Eurozone in die Rezession oder ein Wachstumseinbruch in den Schwellenländern sowie eine voreilige US-Zinswende oder eine Eskalation des US-Haushaltsstreits. Schließlich könnte auch die Angst vor dem Platzen von Preisblasen an den Finanzmärkten für Verunsicherung sorgen. "Alle sind sehr unwahrscheinlich, dennoch bieten diese Themen jeweils genügend Stoff für entsprechend volatile Marktbewegungen", urteilte der Chefvolkswirt der Landesbank Baden-Württemberg.