23.11.2015

LBBW Research blickt optimistisch auf Konjunktur und Aktienmarkt

Pressemitteilung

  • Notenbank-Politik gibt die Richtung vor
  • DAX klettert bis Ende 2016 auf 12.000 Punkte
  • Euro vermeidet Parität, Ende 2016 bei 1,08 US-Dollar
  • Ölpreis soll sich auf 60 US-Dollar erholen

Die starken Kursschwankungen an den Finanzmärkten werden sich nach Ansicht der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) auch im kommenden Jahr fortsetzen. Im Kapitalmarktausblick 2016 kommt das LBBW Research zu dem Schluss, Anleger müssten besonnen handeln, wollten sie nicht auf dem falschen Fuß erwischt werden. Im achten Jahr der Finanzmarktkrise könne die starke Unsicherheit unter den Finanzmarktakteuren rasch zu hektischen Überreaktionen führen, warnte Uwe Burkert, LBBW-Chefvolkswirt und Leiter des Research, in Stuttgart. Dabei seien die Aussichten für die Konjunktur und den Aktienmarkt in Deutschland erfreulich und ließen auch im kommenden Jahr auf Zuwächse hoffen.

Die Entwicklung der Märkte wird 2016 wesentlich von den Notenbanken bestimmt, sagen die Analysten der LBBW voraus. Eine wichtige Weichenstellung erwarten sie von der USNotenbank auf deren Sitzung am 16. Dezember 2015. Dabei dürften die Zentralbanker erstmals seit 2008 eine Leitzinsanhebung beschließen. Zugleich werde die EZB als Reaktion auf die Deflationsgefahr die Geldschleusen noch weiter öffnen und ein Anhalten der Situation des billigen Geldes andeuten. Der Zinstrend werde somit von mehreren Faktoren bestimmt, die letztlich zu leicht steigenden Renditen bei Staatsanleihen führten. Die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen sehen die Analysten Ende 2016 bei 1,0 Prozent, für US-Staatsanleihen mit zehn Jahren Laufzeit bei 2,8 Prozent.

Den Industrienationen sagen die Analysten ein weiter solides Wachstum voraus. Erneut werden aber die Schwellenländer insgesamt stärker zulegen. Nachdem der Ölpreisverfall Länder wie Brasilien und Russland 2015 belastete, sollte sich die Situation für sie wieder etwas bessern. Die frühere Dynamik wird jedoch in den kommenden Jahren insbesondere in China nicht mehr erreicht. Die Volkswirte rechnen beim Bruttoinlandsprodukt 2016 in Deutschland mit 1,6 Prozent Wachstum, im Euroraum mit 1,5 Prozent und in den USA mit 2,8 Prozent. Chinas Wirtschaft sollte um 6,5 Prozent wachsen.

Obwohl sich der Euro im laufenden Jahr von seinem Jahrestief wieder erholt hat, wird die Gemeinschaftsdevise zum Dollar wohl zunächst weiter aufwerten. Ursache sind die expansive Geldpolitik der EZB sowie Leitzinserhöhungen der britischen und US-amerikanischen Notenbank. „Wir rechnen daher zur Mitte 2016 mit einem Euro-/Dollarkurs von 1,05 und zum Jahresende mit 1,08 US-Dollar je Euro“, urteilt Burkert.

DAX von Rücksetzern erholt – Anstieg auf 12.000 Punkte

„Die Hausse an den weltweiten Aktienmärkten dürfte sich fortsetzen“, sagt Dr. Markus Herrmann, Leiter Strategieresearch bei der LBBW, voraus. Die EZB-Politik des billigen Geldes werde auch 2016 den Aktienmarkt prägen. Sie belaste die Renditen der festverzinslichen Anleihen und stütze damit den Aktienmarkt. Der DAX werde Ende des Jahres wieder nahe des Allzeithochs stehen. Basierend auf den Unternehmensgewinnen, die 2016 im mittleren einstelligen Bereich zulegen sollten, sieht das Research den DAX bei 12.000 Punkten. Der EuroStoxx 50 wird demnach bis Ende 2016 auf 3.700 Punkte und der Dow-Jones-Index auf 19.500 Punkte steigen.

Im Vergleich zum vergangenen Jahr dürften an den deutschen Börsen aber die Favoriten wechseln. Dem LBBW Research zufolge sind in einigen Exportbranchen die fetten Jahre vorbei. Überkapazitäten belasten, während die Kaufkraft vieler Schwellenländer gesunken ist. Gewinnwachstum erwarten die Analysten vielmehr von stärker binnenorientierten oder weniger zyklischen Branchen. Jeder Anleger sollte jedoch mindestens mit Schwankungen von 25 Prozent zwischen Jahreshoch und Jahrestief rechnen. Gerade wenn die allgemeine Stimmung Extreme von Euphorie und Pessimismus erreiche, raten die Analysten zur Besonnenheit.

Trendwende am Rohstoffmarkt

Auf den Rohstoffmärkten sieht Dr. Frank Schallenberger, Leiter Rohstoffresearch der LBBW, nach fünf Jahren mit überwiegend sinkenden Notierungen eine Bodenbildung: „Bei mehreren Basismetallen zeichnet sich bereits für 2016 ein Angebotsdefizit ab und selbst der immer noch stark überversorgte Ölmarkt sollte in den nächsten 12 bis 18 Monaten wieder ausgeglichen sein.“ In der Folge könnte der Preis je Barrel Öl der Nordsee-Sorte Brent 2016 bis auf 60 US-Dollar steigen. Der Experte rechnet mit einem Anstieg des Goldpreises auf 1.300 Dollar je Unze, da die anhaltenden Käufe der Notenbanken auf eine stagnierende Förderung treffen.

Der Blick des LBBW Research auf die größten Risiken geht ins Ausland. So könnten weltpolitische Ereignisse zu einer starken Verunsicherung der Marktteilnehmer führen. Eine wirtschaftliche Bruchlandung in China hätte zudem weitreichende Folgen, nicht nur für die deutsche Wirtschaft, sagt China-Analyst Julian Trahorsch voraus. Eng damit verbunden ist das Risiko, dass es zu einem allgemeinen Vertrauensverlust in die Schwellenländer kommen könnte. Eine Kapitalflucht wäre die Folge. Die Notenbanken, die 2016 für Wachstum sorgten, könnten jedoch auch das Konjunkturbild ruinieren. Dies wäre der Fall, würde die US-Notenbank ihre Geldpolitik zu rasch straffen, weil sie den Anstieg der Inflationsraten unterschätzt, so Burkerts Fazit.