28.03.2019

Handelsgeschäfte auf Blockchain-Basis über Netzwerk Marco Polo abgewickelt

LBBW und Commerzbank wickeln Transaktionen für Voith und KSB auf Blockchain-Basis über Netzwerk Marco Polo ab.

LBBW und Commerzbank haben gemeinsam einen Meilenstein in der Digitalisierung von Handelsgeschäften auf Basis der Distributed-Ledger-Technologie (DLT) erreicht. Um Zahlungen von zwei Handelsgeschäften abzusichern, wurde der notwendige Datentransfer zwischen den Unternehmen Voith und KSB weltweit erstmals digital über die Blockchain-Technologie Corda des Trade-Finance-Netzwerks Marco Polo abgewickelt.

Im Rahmen der Pilottransaktionen wurden zwei Handelsgeschäfte zwischen dem internationalen Technologiekonzern Voith und dem führenden Pumpen- und Armaturenhersteller KSB SE erstmals über die Blockchain-Technologie abgebildet. Dabei handelte es sich zum einen um die Lieferung von hydraulischen Spezialkupplungen von Deutschland nach China und zum anderen um die Lieferung von Pumpen innerhalb Deutschlands.

Bei den Transaktionen wurden Bestell- und Lieferdaten zwischen den Unternehmen über das Marco-Polo-Netzwerk vereinbart und das Zahlungsziel durch ein bedingtes Zahlungsversprechen („Payment Commitment“) der Bank des Käufers abgesichert. Nach erfolgter Lieferung wurden die dazugehörigen Lieferdaten in das Netzwerk geladen, automatisch gegen die bereits abgestimmten Daten abgeglichen und damit eine unwiderrufliche Zahlungsverpflichtung der Bank des Käufers ausgelöst. Der gesamte Informationsfluss wurde dabei über die Blockchain-Plattform Corda von R3 effizient und nachvollziehbar abgebildet.

Die traditionelle Absicherung von Handelsgeschäften ist aufgrund der beteiligten Intermediäre und einer Vielzahl physisch vorhandener Dokumente sehr komplex und langwierig. Mithilfe der DLT-Plattform von Trade IX, dem Technologiepartner des Marco-Polo-Netzwerkes, wird eine Absicherung in Form eines Zahlungsversprechens durch den digitalen Austausch von Handelsdaten ermöglicht, das zusätzlich im Auftrag des Lieferanten von seiner Bank finanziert werden kann. Auch die Finanzierung wurde im Rahmen des Piloten durchgeführt.

Nach dem erfolgreichen Pilotprojekt steht im nächsten Schritt die vollständige Abbildung der Transaktionen über das Marco-Polo-Netzwerk mit direkter Anbindung an die Steuerungssysteme der Kunden („ERP-Integration“) im Fokus, um Kunden einen nahtlosen Prozess anzubieten. Für die Zukunft ist geplant, das Netzwerk um weitere Banken und Teilnehmer aus der Transport- und Versicherungsbranche zu erweitern, um die gesamte Wertschöpfungskette im Außenhandelsgeschäft digital abbilden zu können.

Voith setzt bereits seit Langem im Trade-Finance-Bereich auf die digitale Kommunikation mit Banken. Sowohl LBBW als auch Commerzbank gehören zu den ca. 30 Banken, mit denen im Rahmen des Multibankstandards von SWIFT MT798 kommuniziert wird. Die Nutzung von DLT-Technologie verspricht zusätzliches Optimierungspotenzial, welches es für Unternehmen zu erschließen gilt. Voith hat den Markt für aktuelle DLT-Technologie Lösungen sondiert und sich aufgrund der Architektur und Vielzahl der aktuellen und geplanten Module dazu entschieden, im ersten Schritt Marco Polo und die darunterliegende Corda-Technologie zu testen. Dabei fiel die Wahl von Voith auf LBBW und Commerzbank als agile und aktive Banken.

Gerald Böhm, Leiter Guarantees & Trade Finance Voith: „Voith ist stets an innovativen, technologischen Lösungen im Finanzbereich interessiert. Die Zusammenarbeit mit LBBW und Commerzbank bietet uns die Möglichkeit, die Unternehmenssicht in die Weiterentwicklung der angebotenen Produkte (hier Payment Commitment) einzubringen und aktiv mitzugestalten. Bei aller Euphorie über die erfolgreiche Durchführung der ersten beiden Handelsgeschäfte über die Plattform gibt es noch viel zu tun. So gilt es, trotz der Vielzahl von Vorteilen unabhängig von der konkreten Plattform eine global einheitliche Governance für die digitale Abwicklung von Handelsgeschäften zu schaffen.“

KSB erhofft sich mit der Teilnahme am Projekt, die traditionellen Prinzipien des Trade Finance in die digitale Gegenwart zu heben: „Mit Marco Polo sehen wir die Chance, in diesem Bereich der Zahlungsabwicklung und -absicherung einen großen Schritt zu mehr Sicherheit, einer höheren Effizienz und höherer Geschwindigkeit zu gehen. Es ist spannend zu sehen, wie in einem so „verstaubten“ Bereich wie Trade Finance neueste Technologien wie Distributed Ledger eingesetzt werden. In der Zusammenarbeit mit so innovativen Partnern wie Voith, Commerzbank und LBBW wollen wir auch in diesem Bereich gerne eine Vorreiterrolle übernehmen“, so Ralf van Velzen, Leiter Exportfinanzierung der KSB SE & Co. KGaA.

Die Commerzbank hat als eine der Gründungsbanken von Marco Polo früh das Potenzial der Distributed-Ledger-Technology für das Trade-Finance-Geschäft erkannt und in verschiedenen Initiativen aktiv gestaltet. Mit ihrem DLT-Lab im main incubator, der konzernweiten Forschungs- und Entwicklungseinheit, erprobt die Commerzbank in vielen Geschäftsfeldern gemeinsam mit Kunden relevante Prototypen und arbeitet sowohl im Kapitalmarkt- als auch im Trade-Finance-Bereich an neuen Lösungen. Der Aufbau eines internationalen Trade-Finance-Netzwerkes wie Marco Polo geht dabei Hand in Hand mit der parallel laufenden gemeinsamen Forschungsinitiative von Commerzbank und dem Fraunhofer-Institut.

„Wir freuen uns sehr, bei Marco Polo erfolgreich den ersten Trade-Finance-Piloten durchgeführt zu haben. Die Transaktion zeigt, dass die Blockchain-Technologie unseren Kunden sowohl für den Handel mit dem Ausland als auch national Zahlungsabsicherung und Finanzierung mit modernsten Mitteln bietet. Besonderen Wert legen wir dabei auf die Zusammenarbeit mit erfahrenen und interessierten Firmenkunden wie KSB und Voith sowie anderen Banken wie zum Beispiel der LBBW. Wir sehen hierin eine wertvolle Möglichkeit, gemeinsam innovative Trade-Finance-Lösungen zu entwickeln und im Markt einzuführen“, so Nikolaus Giesbert, Bereichsvorstand Trade Finance & Cash Management der Commerzbank.

Für die LBBW ist Trade Finance das dritte Anwendungsfeld der Distributed-Ledger-Technologie nach dem Schuldschein- und dem Verbriefungs-geschäft. Dabei verfolgt die Bank den Ansatz, die DLT bei echten Geschäften mit konkretem Kundennutzen zu erproben. Weil der Erfolg neuer Trade-Finance-Projekte von der Anzahl der teilnehmenden Banken abhängt, hat sich die LBBW im vergangenen Jahr als Gründungsmitglied Marco Polo, dem am schnellsten wachsenden Trade-Finance-Netzwerk auf Basis der Corda-Technologie, angeschlossen.

Dr. Christian Ricken, Mitglied des Vorstands der LBBW und zuständig für das Kapitalmarktgeschäft und Asset-Management/Internationales Geschäft: „Mit der Handelsfinanzierung erschließen wir ein neues Anwendungsfeld der Distributed-Ledger-Technologie, von dem unsere Kunden außer-ordentlich profitieren. Geschäfte werden dadurch schneller, einfacher und sicherer. Wir gehen aber nicht nur technisch, sondern auch in der Zusammenarbeit zwischen Banken und Unternehmen neue Wege. Wir haben diesen Piloten gemeinsam mit der Commerzbank und unseren Kunden Voith und KSB aufgesetzt und möchten die Software nun auch in einem offenen, agilen Austausch weiterentwickeln.“

Über die Commerzbank

Die Commerzbank ist eine führende, international agierende Geschäftsbank mit Standorten in knapp 50 Ländern. In zwei Geschäftsbereichen – Privat- und Unternehmerkunden sowie Firmenkunden – bietet die Bank ein umfassendes Portfolio an Finanzdienstleistungen, das genau auf die Bedürfnisse ihrer Kunden zugeschnitten ist. Die Commerzbank wickelt rund 30 % des deutschen Außenhandels ab und ist Marktführer im deutschen Firmenkundengeschäft. Zudem ist die Bank aufgrund ihrer hohen Branchenkompetenz in der deutschen Wirtschaft ein führender Anbieter von Kapitalmarktprodukten. Ihre Töchter Comdirect in Deutschland und mBank in Polen sind zwei der weltweit innovativsten Onlinebanken. Mit ungefähr 1.000 Filialen betreibt die Commerzbank eines der dichtesten Filialnetze der deutschen Privatbanken. Insgesamt betreut die Bank mehr als 18 Millionen Privat- und Unternehmerkunden sowie über 70.000 Firmenkunden, multinationale Konzerne, Finanzdienstleister und institutionelle Kunden weltweit. Im Jahr 2018 erwirtschaftete sie mit rund 49.000 Mitarbeitern Bruttoerträge von 8,6 Milliarden Euro.

Über KSB

KSB ist ein führender Anbieter von Pumpen, Armaturen und zugehörigen Serviceleistungen. Diese kommen in einem breiten Anwendungsspektrum von der Gebäude- und Industrietechnik über den Wassertransport und die Abwasserreinigung bis hin zu kraftwerkstechnischen Prozessen sowie zum Feststofftransport zum Einsatz. Mit Produktionswerken, Vertriebs-niederlassungen und Vertretungen sowie Servicestätten in mehr als 100 Ländern ist KSB immer nahe beim Kunden. Mit rund 15.500 Mitarbeitern erzielte der Konzern 2017 einen Umsatz von 2,2 Mrd. €. Basis des Unternehmenserfolges ist eine innovative Technik, die auf eigener Forschungs- und Entwicklungsarbeit beruht. Die Aktivitäten der KSB Forschungszentren konzentrieren sich auf Hydraulik, Werkstoffe und die Automatisierung von Pumpen und Armaturen. Für eine hohe Energieeffizienz stehen exzellente Wirkungsgrade, stromsparende Motoren sowie Geräte zur Steuerung, Regelung und Überwachung von Anlagenkomponenten. Mit über 170 Servicestätten und rund 3.000 Servicemitarbeitern stellt KSB weltweit Inspektions-, Wartungs- und Instandhaltungsdienste zur Verfügung. Komplette Übernahmen von Service und Betriebsfunktionen runden das Dienstleistungsangebot ab.

Über die LBBW

Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) ist eine mittelständische Universalbank sowie Zentralbank der Sparkassen in Baden-Württemberg, Sachsen und Rheinland-Pfalz. Mit einer Bilanzsumme von 241 Milliarden Euro sowie rund 10 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gehört die LBBW zu den großen Banken in Deutschland. Kernaktivität ist das Geschäft mit Unternehmenskunden, speziell kleinen und mittelständischen Unternehmen, und Privatkunden sowie mit Sparkassen. Ein weiterer Fokus liegt auf Immobilienfinanzierungen sowie dem kundenorientierten Kapitalmarktgeschäft mit Banken, Sparkassen und institutionellen Anlegern.

Über Voith

Voith ist ein weltweit agierender Technologiekonzern. Mit seinem breiten Portfolio aus Anlagen, Produkten, Serviceleistungen und digitalen Anwendungen setzt Voith Maßstäbe in den Märkten Energie, Öl & Gas, Papier, Rohstoffe und Transport & Automotive. Gegründet 1867 ist Voith heute mit mehr als 19.000 Mitarbeitern, 4,2 Milliarden Euro Umsatz und Standorten in über 60 Ländern der Welt eines der großen Familienunternehmen Europas.

Weiterführende Informationen zu

https://www.marcopolo.finance/

https://www.r3.com/

https://tradeix.com/

Ansprechpartner für Medien

LBBW:
Bernd Wagner
+49 711 127-76402
bernd.a.wagner@LBBW.de

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