- Euro profitiert von EU 3.0
- Euro steht Ende 2020 bei 1,18 und Mitte 2021 bei 1,20 US-Dollar
- DAX schließt 2020 bei 13.000 Punkten
- Ölpreis (Brent) steht zu Jahresschluss bei 40 US-Dollar
Seit der Eurostaatenkrise kannte der Euro praktisch nur eine Richtung: Die Gemeinschaftswährung büßte gegenüber den übrigen Leitwährungen der Welt teils deutlich an Wert ein. Doch die Corona-Pandemie wird nach Ansicht des LBBW Research nun für eine Reihe von Gründen sorgen, eine Trendwende anzustoßen.
Die LBBW Analysten sehen den Euro binnen Jahresfrist wieder bis auf 1,18 Dollar je Euro (Ende Juni: 1,12) steigen. „Der Euro setzt wegen der Neubewertung von Euro und EU bei internationalen Investoren zum Höhenflug an“, sagt Uwe Burkert, Chefvolkswirt und Leiter des LBBW Research. „Seit Anfang 2018 ging es stets abwärts, nun schwingt das Pendel wieder zurück.“ Im nächsten Jahr könnte der Euro die Marke von 1,20 Dollar je Euro wieder ins Visier nehmen, die er zuletzt Anfang 2018 gekostet hat.
Einer der wichtigsten Gründe für die Euroerholung ist die jüngste Konjunkturentwicklung. Wochenlang hatte die Corona-Zwangspause Wirtschaft und Gesellschaft lahmgelegt. Nun haben die europäischen Volkswirtschaften den Analysten zufolge die Talsohle hinter sich gelassen, sofern keine zweite Infektionswelle einen neuerlichen Lockdown erzwingt. In Europa lassen zudem die sinkenden Infektionszahlen bei aller Tragik für die Betroffenen auch wieder eine gewisse Normalisierung des öffentlichen Lebens zu.
Der Alte Kontinent, der vorübergehend das Epizentrum der Pandemie war, scheint sich überdurchschnittlich zu schlagen. Die Staaten Europas haben historisch einzigartige Fiskalpakete beschlossen. Den stark betroffenen Ländern Frankreich, Italien und Spanien könnte zudem ein europäischer „Wiederaufbaufonds“ beistehen. „Vermutlich werden wir Mitte Juli auf einem Sondergipfel der EU unter deutscher Ratspräsidentschaft einen Durchbruch erleben und damit eine fundamentale Wende in der Finanzarchitektur Europas sehen“, fügt Uwe Burkert hinzu. Damit wird nach Ansicht des LBBW Research der Weg zu einer tieferen Integration Europas frei. Infolge dessen wird das Risiko eines Auseinanderbrechens der Union an den Märkten ausgepreist, was den Euro stützt. Selbst das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zu den Anleihekäufen der Europäischen Zentralbank, das ein potenzieller Sprengsatz für die Märkte war, haben Bundestag, Bundesbank und EZB gemeinsam entschärft.
Virus und Wahlkampf machen USA zum kranken Mann
Die EZB-Zinspolitik hält zwar die Renditen weiter im Minus. Jedoch sind US-Staatsanleihenrenditen deutlich gesunken. Sorgenfalten bereiten die USA aber auch aus anderen Gründen. Die Analysten machen nicht nur die Pandemie, die im Süden und Westen außer Kontrolle zu geraten droht, als Belastung für die US-Wirtschaft und den US-Dollar aus. Das gespaltene Land steckt zudem bereits in einem heftiger werdenden Präsidentschaftswahlkampf. Die Umfragen führt Herausforderer Joe Biden an, dessen geplante Steuerpolitik den US-Dollar insgesamt eher schwächen dürfte. Die 2021 von den Analysten der LBBW erwartete Erholung der Weltwirtschaft um 5,9 Prozent wird zudem die Phantasie für Währungen und Staatsanleihen exportorientierter Staaten wecken – Punkt für Europa. Selbst der drohende ungeregelte Ausstieg Großbritanniens aus der EU scheint für die Gemeinschaft inzwischen beherrschbar zu sein. „Ein Hard Brexit wird aber das britische Pfund zum Euro deutlich belasten“, sagt Burkert voraus.
DAX steht Ende 2020 bei 13.000 Punkten
In den vergangenen drei Monaten hat der DAX fast 4.200 Punkte gut gemacht, nachdem er wegen der Pandemie zuvor binnen drei Wochen 5.400 Punkte eingebrochen war. Die Hoffnung auf ein Ausbleiben einer zweiten Pandemiewelle sowie die expansive Geld- und Fiskalpolitik weltweit haben die Bewertungen an den Aktienmärkten spürbar erhöht und zu einem deutlichen Kursanstieg geführt. Bei hoher Volatilität sieht die LBBW den DAX Ende 2020 bei 13.000 Punkten, den Dow-Jones-Index bei 27.500 Punkten. Der EuroStoxx 50 wird demnach auf 3.400 Punkte ansteigen.
Goldpreis auf Rekordniveau
Die Feinunze Gold wird inzwischen wieder auf den Niveaus der Finanzkrise gehandelt, nachdem die Corona-Ängste die Nachfrage nach Münzen und Barren merklich angetrieben hatten. Lassen diese Sorgen nach und halten sich Notenbanken und Schmuckhändler weiter zurück, spricht dies eher für eine Konsolidierung im Jahresverlauf.
Am Ölmarkt hat die Hoffnung auf eine Erholung der Konjunktur im zweiten Halbjahr den Ölpreis in den vergangenen Wochen steigen lassen. Für eine nachhaltige Erholung dürfte es jedoch noch zu früh sein. Entscheidend ist, wie schnell die Konjunktur und damit die Ölnachfrage – wieder in Fahrt kommt. Die Analysten sehen deshalb den Preis je Barrel Öl der Nordsee-Sorte Brent bei 40 US-Dollar.
Prognosetabelle
Aktienmarkt
in Punkten | aktuell | 30.09.2020 | 31.12.2020 | 30.06.2021 |
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DAX | 12 608 | 12 000 | 13 000 | 14 000 |
Euro Stoxx 50 | 3 320 | 3 150 | 3 400 | 3 500 |
Dow Jones | 25 827 | 25 500 | 27 500 | 29 000 |
Nikkei 225 | 22 146 | 22 000 | 23 500 | 25 000 |
Rohstoffe und Währungen
aktuell | 30.09.2020 | 31.12.2020 | 30.06.2021 | |
---|---|---|---|---|
US-Dollar je Euro | 1,12 | 1,14 + | 1,18 + | 1,20 + |
Franken je Euro | 1,06 | 1,06 | 1,07 | 1,09 |
Gold (USD/Feinunze) | 1776 | 1700 | 1650 | 1600 |
Öl (Brent - USD/Barrel) | 43 | 35 | 40 | 45 |
Konjunktur
in % | 2019 | 2020e | 2021e | |
---|---|---|---|---|
Deutschland |
BIP Inflation |
0,6 1,4 |
-7,0 0,3 - |
4,0 1,1 |
Euroland |
BIP Inflation |
1,2 1,2 |
-8,3 - 0,2 - |
6,1 + 0,5 - |
USA |
BIP Inflation |
2,3 1,8 |
-8,0 - 1,0 |
5,5 + 1,5 |
China |
BIP Inflation |
6,1 2,9 |
1,0 3,5 |
7,5 3,2 |
Welt |
BIP Inflation |
2,9 3,4 |
-4,0 - 2,8 |
5,9 + 3,1 |
Zinsen
in % | aktuell | 30.09.2020 | 31.12.2020 | 30.06.2021 |
---|---|---|---|---|
EZB EInlagesatz | -0,50 | -0,50 | -0,50 | -0,50 |
Bund 10 Jahre | -0,46 | -0,45 | -0,40 | -0,30 |
Fed Funds | 0,25 | 0,25 | 0,25 | 0,25 |
Treasury 10 Jahre | 0,67 | 0,70 | 0,90 | 1,20 |