29.06.2017

Eitel Sonnenschein im Euroraum – aber Wolken über USA

Pressemitteilung

  • Deutsches Wachstum bleibt ungebremst – LBBW-Research rechnet für 2017 mit 1,8 Prozent
  • Europa: Wahlausgänge Startschuss für nachhaltiges Wachstum – für Eurozone 1,7 Prozent prognostiziert
  • Donald Trumps Untätigkeit bremst US-Wirtschaft – für 2017 nur noch mit 2,2 Prozent Wachstum erwartet
  • Euro verliert weiter, Mitte 2018 bei 1,10 Euro – EZB bleibt noch gut zwei Jahre bei Nullzinspolitik

Drei Monate vor der Bundestagswahl steht der Euroraum nach Ansicht der Landesbank Baden-Württemberg gefestigt da. „Die Befürchtung, dass der Brexit in anderen EU-Staaten Nachahmer finden könnte, haben sich nicht bestätigt. Ebenso wenig hat sich der Siegeszug populistischer Parteien fortgesetzt“, sagte Chefvolkswirt Uwe Burkert am Donnerstag in Frankfurt. Der Wahlerfolg Emmanuel Macrons bei den Präsidentschafts- und den Parlamentswahlen nährt eher die Hoffnung, dass die Achse Deutschland/Frankreich die europäische Integration vorantreibt und die EU speziell bei der Wirtschafts- und Verteidigungspolitik enger zusammenwächst. Konjunkturelle Frühindikatoren zeigen bereits an, dass das Wirtschaftswachstum auf breiten Schultern ruht und alle Euro-Länder in diesem Jahr auf Wachstumskurs sind, urteilt Burkert: „Deshalb rechnen wir für die Euroländer in diesem Jahr mit durchschnittlich 1,7 Prozent Wachstum, nach bislang 1,3 Prozent. Für Deutschland heben wir unsere Prognose für 2017 von 1,5 auf 1,8 Prozent an.“

Die Erholung der europäischen Wirtschaft verfolgt auch die EZB zunehmend optimistischer. Sie sieht aber wenig Grund, die Geldpolitik deutlich zu straffen, solange die Inflationsdynamik schwach bleibt. Nach Einschätzung der LBBW werden die Notenbanker trotzdem im September den Ausstieg aus dem Anleihekaufprogramm für den Jahreswechsel ankündigen. „Der Ausstieg wird sehr behutsam erfolgen und sich über das gesamte nächste Jahr hinziehen“, sagt Burkert. „Eine Erhöhung des EZB-Leitzinses erwarten wir erst für 2020.“

Wirtschaftswachstum bleibt unter Vorkrisenniveau

Besonders erfreulich entwickelt sich die deutsche Wirtschaft. Die gute Konjunkturlage belegt der erneute Anstieg des ifo-Geschäftsklimas im Mai. Der Index hat mit 115,1 Punkten den höchsten Stand seit Beginn der Berechnungen für Gesamtdeutschland 1991 erreicht. Da seit der Finanzkrise aber das Potenzial für das langfristige Wachstum geringer als früher ist, werden die Wachstumsraten der Vorkrisenzeit aber auch in guten Konjunkturphasen nicht mehr erreicht, warnt der Chefvolkswirt vor überzogener Hoffnung. Zudem ist das Wachstum der Investitionen vorrangig bei Bauprojekten und „sonstige Investitionen“ zu verzeichnen. Ausrüstungsinvestitionen lägen hingegen bis heute unter ihrem Vorkrisen-Niveau und trügen somit nicht zum Wirtschaftswachstum bei, so der Chefvolkswirt.

Sorgen bereitet die Entwicklung der weltgrößten Volkswirtschaft USA. Von dem Investitionsprogramm, das Donald Trump zu seiner Wahl versprach, ist bislang nichts zu sehen. „Wir sehen durchaus das Risiko, dass eine Eintrübung der Stimmung unsere positiven Wachstumserwartungen für die USA gefährden könnte. Angesichts dieser Entwicklung senken wir unsere Wachstumsprognose für das Jahr 2017 von 2,5 auf 2,2 Prozent und für das Jahr 2018 von 2,8 auf 2,4 Prozent“, sagt Burkert.

Die US-Notenbank wird nach Burkerts Ansicht in den kommenden zwölf Monaten die Zügel weiter anziehen und ihr Zielband für den Tagesgeldsatz noch zweimal um jeweils 25 Basispunkte erhöhen. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen sieht Burkert auf 2,7 Prozent steigen. Die Ausweitung des US-Renditevorsprungs sollte wiederum eine Aufwertung des US-Dollars bis auf 1,10 Euro bewirken.