- Mittelstand auf dem digitalen Vormarsch
- LBBW-Unternehmenskundenvorstand Karl Manfred Lochner: „Digitalisierung ist kein Allheilmittel, aber sie hilft, die Corona-Beschwerden zu lindern.“
- Digitalisierung ist wesentlicher Investitionstreiber
Für viele mittelständische Unternehmen ist die Corona-Zwangspause der letzte Weckruf, in die Digitalisierung von Fertigung und Vertrieb zu investieren. Wie die Unternehmensumfrage „Mittelstandsradar“ des LBBW Research zeigt, hat die Pandemie dem bereits wichtigsten Investitionsziel der Unternehmen zusätzlichen Schub gegeben.
„Für viele Mittelständler ist nach der Corona-Zwangspause nun entscheidend, wie schnell sie Fertigung und Vertrieb gefragter Produkte wieder hochfahren können“, erklärt der für das Unternehmenskundengeschäft verantwortliche LBBW-Vorstand Karl Manfred Lochner. „Bereits zu Beginn der Pandemie war ein hoher Digitalisierungsgrad ein entscheidender Wettbewerbsvorteil, als sich die Unternehmen kurzfristig auf unterbrochene Liefer- und Fertigungsketten einstellen mussten. Hier zeigten sich Vorteile für diejenigen, die schon große Digitalisierungsfortschritte vorweisen konnten.“
Produkte und Dienstleistungen im Mittelpunkt
Die Ergebnisse der vierten Unternehmensumfrage „Mittelstandsradar“ aus dem Jahr 2020 der LBBW Research belegen, dass die teilnehmenden Unternehmen die Position ihres Digitalisierungsstands im guten Mittelfeld verorten. In den nächsten drei Jahren plant fast die Hälfte der befragten Unternehmen, durchschnittlich bis zu einer Millionen Euro pro Jahr in die Digitalisierung und in die Erneuerung der IT-Infrastruktur zu investieren.
Die bisherigen Erkenntnisse aus dem Corona-Schock zeigen, wie fragil die operativen Tagesgeschäfte in einigen Branchen sind. Unternehmen legen deshalb noch mehr Wert auf ein stabiles und zukunftsfähiges IT-Fundament. In vergangenen „Mittelstandsradaren“ nannten sie als Investitionsziel oftmals eine verbesserte Hard- und Software-Ausstattung. „Künftige Investitionsschwerpunkte liegen hauptsächlich bei der Digitalisierung von Produkten und Dienstleistungen, dann erst kommt die Erneuerung der IT-Infrastruktur mit Hard- und Software“, erklärt Uwe Burkert, Chefvolkswirt und Leiter LBBW Research.
Cloud-Computing und digitale Portallösungen sind in den Vordergrund gerückt. Cloud-Computing ermöglicht es den Unternehmen, auch mit großen Datenmengen ortsunabhängig und damit mobil zu arbeiten. Außerdem sind die Investitionskosten vergleichsweise gering und die Kapazitäten leicht erweiterbar. Der Anteil der Unternehmen, die Cloud- Computing bisher nutzen liegt bei 57 Prozent. Weitere 12 Prozent wollen es in absehbarer Zeit einführen.
IT-Landschaft - Unternehmen bevorzugen deutsche Clouds
Doch viele der Mittelständler haben Vorbehalte gegenüber Cloudlösungen: Argumente sind unter anderem die Abhängigkeit von Fremdfirmen und Bedenken gegenüber der Weitergabe von Daten. Eine Befürchtung ist, dass die Sicherheit der Unternehmensdaten nicht ausreichend gewährleistet sein könnte. Daher bevorzugen rund 83 Prozent der befragten deutschen Mittelständler eine deutsche Cloud. Steht diese jedoch nicht zur Verfügung, ist für viele Unternehmen eine Cloudlösung aus einem anderen EU-Staat die beste Alternative.
Fast drei Viertel der befragten Unternehmen verwenden bereits digitale Portallösungen. Im Vordergrund stehen hierbei Basisfunktionen wie der sichere und schnelle Zahlungsverkehr, das elektronisches Postfach oder auch die Möglichkeit, Dokumente zu teilen oder Verträge digital zu unterschreiben. Daneben nutzen sie hochspezialisierte Anwendungen wie die Plattform Marco Polo für Handelsfinanzierungen.
„Digitalisierung hilft, die Corona-Beschwerden zu lindern.“
Unternehmen, die beispielsweise während den Quarantäne- und Sicherheitsmaßnahmen zur Corona-Pandemie über skalierbare Cloud-Kapazitäten und digitale Plattformen verfügten, hatten gute Grundvoraussetzungen für das mobile Arbeiten von zu Hause. „Digitalisierung ist für fast alle Geschäftsmodelle wichtig und sie half einer Vielzahl von Unternehmen, die Corona-Beschwerden zu lindern“, erklärt Vorstand Lochner. Belegbar ist, dass das operative Tagesgeschäft von Unternehmen mit weiterentwickelter digitaler Infrastruktur weniger stark beeinträchtigt war, als das jener Unternehmen, die keine oder nur begrenzte Remotezugänge nutzen. Damit bestätigt sich, dass eine diversifizierte IT-Landschaft, die auf verschiedenen Cloud-Anwendungen und Portallösungen beruht, Unternehmen in unerwarteten Situationen mehr Flexibilität verschafft.