Eine zweimonatige Corona-Zwangspause und die daraus resultierenden Folgekosten werden die deutsche Wirtschaft nach Einschätzung des LBBW Research 2020 rund 240 Milliarden Euro oder 7 Prozentpunkte des Bruttoinlandsprodukts (BIP) kosten. „Der Konjunkturmotor muss deshalb so schnell wie möglich wieder angelassen werden. Damit sich die Infektion aber nicht wieder unkontrolliert verbreitet, muss zuvor ein wirksames Maßnahmenbündel für Schutz und Vorsorge bereitstehen“, urteilen die Analysten Rolf Schäffer und Martin Güth in ihrer Studie „Wann und wie der Exit aus der Zwangspause gelingen kann“. Jeder weitere Monat, in dem die Beschränkungen andauerten, verringere das BIP um zusätzliche 2,5 Prozentpunkte.
Nach ihrer Beobachtung nimmt die Zahl der bestätigten Erkrankten auf der Welt insgesamt zwar weiter rasch zu. Die Zahl der Neuinfizierten zeige in China, Südkorea und einigen Ländern Europas jedoch erfreuliche Stabilisierungstendenzen.
„Mit einer ersten Lockerung der Maßnahmen in Deutschland rechnen wir nicht vor dem Ende der Osterferien - vielleicht aber auch erst im Mai“, erklärt der leitende Marktstratege Rolf Schäffer.
Vier-Punkte Plan für den Ausstieg
Die Analysten schlagen dazu einen Vier-Punkte-Plan vor. Im ersten Schritt gelte es, Wirtschaftsbereiche mit niedriger Ansteckungsgefahr sowie mit einer großen Bedeutung für Wirtschaft und Gesellschaft auszuwählen. Diese Geschäfte und Betriebe dürften zuerst wieder ihre Türen öffnen, begleitet von Schutzmaßnahmen zur Ansteckungsvermeidung, wie der Begrenzung der Zahl der Kunden in einem Geschäft oder einer Tragepflicht von Mundschutz.
Großflächige Screenings der Bevölkerung müssten zeigen, ob dadurch die Infektionszahlen wieder ansteigen. Sie ermöglichten, neue lokale Infektions-Cluster rasch zu erkennen und mit lokalen Ausgangssperren oder neuerlichen Schulschließungen zu isolieren.
Weiterhin sollten die Menschen nach Ansicht der Autoren am Social Distancing im Privatleben festhalten, um das Risiko zu senken, dass Risikogruppen gefährdet oder der Virus in die Betriebe eingeschleppt werde. Ebenso wichtig sei es deshalb, alle Teile der Bevölkerung regelmäßig über die Bedeutung von Kontaktvermeidung und Hygienemaßnahmen zu informieren.
Ein endgültiges Ende der Corona-Krise ist damit für die Analysten noch nicht in Sicht. „Einen nachhaltigen Erfolg wird es in Deutschland erst bei einer breiten Impfung der Bevölkerung geben“, urteilt Stratege Martin Güth. Doch ein Impfstoff muss erst entwickelt und in ausreichender Menge produziert werden, was nach Ansicht des Analysten bestenfalls im 1. Halbjahr 2021 der Fall sein werde.