27.11.2023

2024 wird wohl eine Enttäuschung

Pressemitteilung

Wenn zum Jahreswechsel die Sektkorken knallen, könnte dies nach Ansicht des LBBW Research für längere Zeit der letzte Grund zum Feiern gewesen sein. „Deutschland dürfte im Jahresverlauf 2024 aus der Rezession herauskriechen. Aber das Jahr wird wohl eine Enttäuschung bleiben“, sagt Chefvolkswirt Moritz Kraemer voraus. Für das nächste Jahr rechnet das LBBW Research mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um magere 0,3 Prozent.

Alle Hoffnungen für 2024 ruhen dabei auf der Binnennachfrage. Die Verbraucher haben wieder mehr Realeinkommen zur Verfügung, da sich die rekordhohe Inflation in Deutschland langsam der Zielmarke der EZB nähert. Das wird die privaten Konsumausgaben im Vergleich zum schwachen 2023 unterstützen: „Insgesamt wird die Inflation mit 2,8 Prozent deutlich niedriger sein als 2023 mit 6,0 Prozent, aber immer noch deutlich über der Messlatte der Preisstabilität von 2 Prozent.“

Die Konsumfreude der Verbraucher hängt aber auch stark von der Lage am Arbeitsmarkt ab. Und die war bislang trotz der Konjunkturschwäche äußerst robust. Die Unternehmen wollen angesichts des Fachkräftemangels ihre Belegschaft auch in schwierigeren Phasen halten. Die rekordhohe Zahl der geleisteten Arbeitsstunden zeigt, dass es auch gut zu tun gibt.

Weltwirtschaft schwächelt – Rezession in den USA

Wenig Unterstützung darf sich die deutsche Konjunktur von ihrem traditionell starken Standbein, der Exportwirtschaft, erhoffen. Denn die Weltwirtschaft schwächelt erheblich. Das Wachstum wird sich weltweit noch einmal auf 2,6% verlangsamen, von 2,9 Prozent in diesem Jahr. Die für Deutschland wichtigen Exportmärkte USA und China dürften sogar noch stärker abbremsen.

Für die Vereinigten Staaten sagen die Analysten für die erste Jahreshälfte gar eine Rezession voraus. Lediglich rein rechnerisch ergibt sich wegen des Basiseffekts im Jahresdurchschnitt ein Plus von rund 1 Prozent. Der Streit um Haushaltsobergrenzen führt in jedem Fall dazu, dass die Ausgaben des amerikanischen Staates sinken. Zudem müssen seit Oktober rund 40 Millionen US-Bürger wieder ihre Studienkredite zurückzahlen und können so die Binnennachfrage entsprechend weniger ankurbeln. Aber auch bei den Unternehmen rechnen die Volkswirte mit einer sinkenden Nachfrage, nachdem die US-Firmen ihre während der Pandemie leergefegten Lager wieder aufgefüllt haben.

In der zweiten Jahreshälfte beginnt die Wende der Zinswende. Die Notenbanken werden die Leitzinsen wieder zurücknehmen. „Die Fed geht voran und im letzten Quartal folgt dann auch die EZB“, sagt Kraemer voraus. Auf eine radikale Trendwende in der Geldpolitik dürfe aber niemand hoffen, urteilen die Analysten: Die Risiken für die Glaubwürdigkeit der Notenbanker nach dem zurückliegenden Inflationsschocks sprächen eher für ein zögerliches Vorgehen. Sie erwarten den EZB-Zinssatz Ende 2024 bei 3,5 Prozent (50 Basispunkte unter dem derzeitigen Niveau), den US-Spitzensatz bei 4,75 Prozent (minus 75 Basispunkte). Grund zum Feiern haben die Anleger bei Staatsanleihen: Die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen soll bis Ende 2024 auf 2,25 Prozent sinken.

Aktienmärkte nehmen in zweiter Jahreshälfte Fahrt auf

Institutionelle, die deshalb von Aktien in festverzinsliche Titel wechseln, sind nicht die einzige Belastung für den Aktienmarkt. Deutsche Aktien scheinen zwar vordergründig günstig, sind aber auch keine Schnäppchen mehr. Denn die Gewinnerwartungen der Anleger sind nach Ansicht des LBBW Research zu optimistisch und spiegeln die schwachen Fundamentaldaten der deutschen Wirtschaft nicht ausreichend. In den USA sind die Bewertungen außergewöhnlich hoch. Auf beiden Seiten des Atlantiks wird die Reise deshalb erst einmal seitwärts gehen. Die Analysten erwarten, dass die Börsen erst wieder mit der Zinswende Rückenwind erhalten. Der DAX dürfte dann bis zum nächsten Silvester auf 18.000 Punkte steigen, der EuroStoxx50 auf 4.700 Zähler.

Die anfänglichen Schockwellen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine und der Terrorattacken der Hamas auf Israel haben die Finanzmärkte längst überwunden. Der Ölpreis liegt unterhalb des Niveaus vor Ausbruch des Konflikts, mit einer regionalen Eskalation wird nicht mehr gerechnet. wegen der zusätzlichen Belastung einer schwächelnden Weltwirtschaft prognostiziert das Research einen weiteren Preisrückgang der Nordseesorte Brent auf 75 US-Dollar pro Fass (von derzeit knapp über 80 US-Dollar). Anlass zur Freude werden Edelmetalle bieten. So könnte Gold bis Ende 2024 auf einen neuen Rekordpreis von 2.100 US-Dollar pro Unze steigen.

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Tobias Schwerdtfeger

Tobias Schwerdtfeger

Leiter Konzernkommunikation Konzernsprecher

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