Bundesregierung will Ausbau der Netzinfrastruktur beschleunigen

Verzögerungen beim Ausbau der Stromnetze führen zu Mehrkosten von einigen hundert Millionen Euro. Bezahlt wird diese Summe von den Verbrauchern.

lngenieur steht vor Stromleitung auf dem Feld

Der Ausbau der deutschen Stromnetze kommt nur langsam voran: Bislang sind laut Bundesnetzagentur gerade einmal knapp 20 Prozent der für die Energiewende notwendigen neuen Leitungen fertiggestellt. Suedlink zum Beispiel – eine der vier geplanten Stromautobahnen, die Windenergie aus Norddeutschland nach Baden-Württemberg und Bayern transportieren sollen – wird statt wie geplant 2022 wohl nicht vor 2028 in Betrieb gehen.

Haushalte und Unternehmen kommen die Verzögerungen beim Ausbau der Netzinfrastruktur teuer zu stehen. Insgesamt 807 Millionen Euro erhielten die Betreiber von Windrädern und anderen Erneuerbare-Energien-Anlagen 2021 als Entschädigung, weil sie ihren Strom wegen Netzengpässen nicht einspeisen konnten. Das teilte das Bundeswirtschaftsministerium auf Anfrage der Linken-Bundestagsfraktion mit. Der Betrag wird auf die Netzentgelte umgelegt. Sie fließen in den Strompreis ein, den die Verbraucher zahlen müssen.

Kommt der Stromnetzausbau nicht schneller voran, könnte diese Summe künftig noch höher ausfallen. Denn die Bundesregierung hat die Ziele für den Ausbau der erneuerbaren Energien 2022 deutlich heraufgesetzt. So sollen bis 2030 Windräder an Land mit insgesamt 115 Gigawatt Leistung installiert sein – derzeit sind gerade einmal knapp 58 Gigawatt am Netz. Damit nimmt die Ampel-Koalition vorweg, was die EU mit der Novelle der europäischen Erneuerbare-Energien-Richtlinie (RED III) im Rahmen des „Fit for 55“-Maßnahmenpakets beschließen will: mehr Tempo beim Ausbau von Windkraft und Fotovoltaik. Über die konkreten Ziele verhandeln derzeit EU-Kommission und -Parlament sowie die Mitgliedsstaaten im Trilog-Verfahren.

2028

wird frühestens Windenergie über sogenannte Stromautobahnen von Norddeutschland nach Baden-Württemberg und Bayern transportiert.

Kommt der Stromnetzausbau nicht schneller voran, könnte diese Summe künftig noch höher ausfallen. Denn die Bundesregierung hat die Ziele für den Ausbau der erneuerbaren Energien 2022 deutlich heraufgesetzt. So sollen bis 2030 Windräder an Land mit insgesamt 115 Gigawatt Leistung installiert sein – derzeit sind gerade einmal knapp 58 Gigawatt am Netz. Damit nimmt die Ampel-Koalition vorweg, was die EU mit der Novelle der europäischen Erneuerbare-Energien-Richtlinie (RED III) im Rahmen des „Fit for 55“-Maßnahmenpakets beschließen will: mehr Tempo beim Ausbau von Windkraft und Fotovoltaik. Über die konkreten Ziele verhandeln derzeit EU-Kommission und -Parlament sowie die Mitgliedsstaaten im Trilog-Verfahren.

Neue Gesetze sollen Netzinfrastruktur entlasten

Ausgebremst wird der Ausbau der Netzinfrastruktur vor allem durch die langwierigen Genehmigungsverfahren. Die Bundesregierung hat deshalb im Sommer 2022 gesetzliche Regelungen verabschiedet, die die Prozesse straffen und beschleunigen sollen. So können die Netzbetreiber zum Beispiel jetzt unter bestimmten Bedingungen bereits mit dem Bau neuer Leitungen starten, bevor die finale Zulassung vorliegt.

Darüber hinaus will die Ampelkoalition die Belastung der bestehenden Netzinfrastruktur verringern, indem sie Stromerzeugung und -verbrauch besser in Einklang bringt. Zum Beispiel mit dem Gesetz zur Digitalisierung der Energiewende, deren Entwurf das Bundeskabinett im Januar 2023 beschlossen hat: Es schafft die Voraussetzung für neue Stromtarife, die Haushalte und Unternehmen belohnen, wenn sie Strom gezielt bei viel Wind und Sonnenschein verbrauchen. Damit sinken der Transport- und auch der Speicherbedarf.

Zudem haben SPD, Grüne und FDP die Bundesnetzagentur beauftragt, Regeln zu entwickeln, mit denen sich der Stromverbrauch gleichmäßiger verteilen lässt. Auch das entlastet die Netzinfrastruktur. Beispiel Elektromobilität: Wenn alle Pendler mit E-Auto nach Feierabend gleichzeitig daheim laden, wird manches lokale Stromnetz an die Grenze seiner Belastbarkeit kommen. Das lässt sich verhindern, indem die Netzbetreiber nachts steuern, wann welches Fahrzeug geladen wird – unter der Maßgabe, dass alle Batterien am frühen Morgen wieder voll sind.

Bund will sich an Netzbetreibern beteiligen

Zusätzlich beabsichtigt die Bundesregierung, sich direkt am Bau und Betrieb der überregionalen Stromnetze zu beteiligen. Dazu verhandelt sie momentan mit dem Netzbetreiber Tennet über einen Einstieg: Die staatliche KfW-Bank soll eine Mehrheit an der deutschen Tochter des niederländischen Staatskonzerns übernehmen. Auch beim Netzbetreiber TransnetBW, eine Tochter des Energiekonzerns EnBW, erwägt der Bund eine Beteiligung, sollte es zu der von der baden-württembergischen Landesregierung geplanten Teilprivatisierung kommen.

Tennet und TransnetBW sind zusammen mit Amprion und 50Hertz für das deutsche Übertragungsnetz verantwortlich – und damit auch für den Bau der Stromautobahnen von Nord nach Süd.