09.09.2024
Liquidität ist deutlich teurer geworden
Unternehmen beginnen jetzt mit ihren Jahresplanungen für 2025. Dabei analysieren sie, wie viel Liquidität sie wirklich für eine optimale Balance brauchen.
Wenn Rechnungen nicht mehr pünktlich bezahlt und Kredite nicht mehr rechtzeitig bedient werden, dann wirds kritisch. Jede Krise wird für Unternehmen lebensbedrohlich, wenn es an Liquidität mangelt. Entsprechend aufmerksam erstellen Unternehmen ihre Liquiditätsplanung und steuern ihr Liquiditätsmanagement. Das gilt gerade jetzt, in dieser wirtschaftlich herausfordernden Lage. Nicht nur in Deutschland, überall in der Welt lässt sich eine Zurückhaltung sowohl bei Investitionen als auch beim Konsum beobachten. So bleiben die Umsätze und damit die Cashflows oft unter den Erwartungen, und das drückt direkt auf die Liquidität. „Also schauen die deutschen Unternehmen auf ihre Kosten- und Investitionsbudgets und versuchen zu sparen“, sagt Martin Amann, Head of Rating & Capital Structure Advisory bei der LBBW. „Die Unternehmen handeln vorausschauend. Sie wissen genau: Liquidität ist das Wichtigste überhaupt.“
Spätestens seit der Corona-Krise, als die globalen Warenströme stockten und Lieferketten brachen, ist der Wunsch nach höherer Liquidität ausgeprägt. Damals entdeckten viele Unternehmen für sich verstärkt das Working Capital Management, um den finanziellen Druck zu senken und neue Handlungsfreiräume zu schaffen. Seitdem setzen sie verstärkt auf Finanzierungsinstrumente wie Factoring sowie Working Capital Management Solutions wie Reverse Factoring und Verbriefungen – insbesondere als Asset Backed Commercial Papers (ABCP) –, um sich finanzielle Spielräume zu verschaffen.
Warum Liquiditätsplanung unverzichtbar ist
Doch selbst der ausgeklügelte Umgang mit Working Capital kann ein akutes Problem der Unternehmen nicht lösen: höhere Zinsen. „Die Folge: Liquidität ist deutlich teurer geworden“, sagt Martin Amann. Ein Kredit, der vor etwa fünf Jahren für einen Zins von 2,0 Prozent zu haben war, kostet heute mindestens doppelt so viel. „Die Auswirkungen zeigen sich bereits jetzt an den Jahresabschlüssen“, beobachtet Amann: Was für die Zinszahlung aufgebracht wird, kann weder in Sachanlagen investiert noch anderweitig für Forschung und Entwicklung genutzt werden.
Das LBBW Rating & Capital Structure Advisory hat berechnet, wie viel die DAX-Konzerne (Finanzinstitute ausgenommen) für ihren Zinsdienst aufbringen: Seit 2018 lag der Anteil bei maximal 2 Prozent. Im vergangenen Jahr allerdings kletterten die Zinsaufwendungen wieder auf 2,5 Prozent der Brutto-Finanzverschuldung, der höchste Wert seit neun Jahren. 2024 wird der Wert nach Erwartung des Rating & Capital Structure Advisory-Teams noch höher steigen.
Aufgrund dieser Tendenz stellen sich derzeit viele Unternehmen in Deutschland auch jenseits des DAX die Frage, wie viel Liquidität sie eigentlich wirklich brauchen, um die Zinsaufwendungen im Rahmen zu halten und gleichzeitig operative und strategische Ziele zu verfolgen. „Grundsätzlich haben Unternehmen dafür ein gutes Gefühl“, sagt LBBW-Experte Martin Amann, „jedoch gibt es viele Variablen, die auf das Liquiditätsniveau wirken.“ Stärker schwankende Rohstoffpreise, Lohnkostenauftrieb oder veränderte Absatzzahlen können deutlich auf die Liquidität drücken.
Liquiditätsmanagement zwischen Sparen und Investieren
Als Faustregel gilt, Unternehmen sollten in Summe rund 20 Prozent ihres Umsatzes an Cash und offenen Kreditlinien vorhalten. Das entspricht mehr als zwei Monatsumsätzen. An dieser Faustregel orientieren sich zumindest die DAX-Konzerne, wie eine Auswertung des LBBW Rating & Capital Structure Advisory zeigt. Die Erfahrung lehrt allerdings, dass viele Unternehmen in Deutschland unter diesem Wert bleiben und sich eher an 10 bis 15 Prozent ihres Umsatzes als Messgröße orientieren. Dies sind ein bis zwei Monatsumsätze.
Die Unternehmen wissen genau: Liquidität ist das Wichtigste überhaupt.
Jetzt, im Herbst, beginnen die Unternehmen mit ihren Jahresplanungen für das kommende Jahr. „Dabei sollten sie darauf schauen, wie viel Liquidität sie für 2025 und auch für 2026 wirklich brauchen“, sagt LBBW-Experte Martin Amann: „Es gilt, bei der Liquiditätsplanung das Optimum zwischen Sparen und Investieren zu finden.“
Liquiditätsbedarf: heute höher als vor fünf Jahren
Die Balance bei der Liquiditätsplanung zu finden, wird dadurch erschwert, dass die Preise inflationsbedingt in den vergangenen Jahren absolut gestiegen sind und damit auch der Liquiditätsbedarf in den Unternehmen wächst. Gleichzeitig ist es aufgrund der gestiegenen Zinsen nachweislich teurer für Unternehmen, mehr Liquidität als Reserve vorzuhalten.
Die LBBW bietet sich als Sparringspartner auf der Suche nach der optimalen Liquidität an. Gemeinsam lässt sich klären, wie viel Liquidität das Unternehmen braucht. Wie sich das Working Capital clever optimieren lässt. Wie Kredite sinnvoll refinanziert werden. „Viele Unternehmen setzen darauf, dass die Europäische Zentralbank die Zinsen deutlich senkt und Kredite billiger werden“, sagt LBBW-Fachmann Martin Amann. „Doch wann das wirklich der Fall ist, kann mit absoluter Sicherheit niemand vorhersagen.“ Die gute Nachricht: Gleichwohl kann man sich im Austausch mit einem mitdenkenden Finanzpartner schon heute auf sinkende Zinsen vorbereiten, etwa durch einen optimierten Fix-Float-Mix oder entsprechende Zinsderivate. Wer im operativen Geschäft erfolgreich durch Krisen steuert, wird nicht am Liquiditätsmanagement scheitern.