Sonnige Aussichten
Damit Kunden größere Projekte umsetzen, engagiert sich die LBBW in der Projektfinanzierung – wie beim Bau eines der größten Solarparks der Niederlande in Delfzijl.
Google speist seine weltweit 15 Rechenzentren ausschließlich mit Strom aus regenerativen Quellen. Auch der Serverpark des Internetgiganten im niederländischen Eemshaven wird mit der Energie von Wind und Sonne betrieben. Die Solarenergie kommt aus der Nachbarschaft, aus Delfzijl. Hier haben die Experten von Wirsol, der Marke der WIRCON GmbH in Waghäusel, einer der größten Solarparks der Niederlande gebaut. Finanziert hat ihn die LBBW.
30 Hektar misst der SunPort Delfzijl, eine Fläche so groß wie die Wiesn des Münchner Oktoberfests. Allerdings sieht es hier deutlich nüchterner aus, mit mehr als 123.000 blau schimmernden Solarpanelen in Reih und Glied. Wenn die Sonne mitspielt, produzieren sie 300 Megawatt an Strom. Das reicht, um 7.500 Haushalte zu versorgen.
Warten auf den Cashflow
Bis der Strom floss, sind 40 Millionen Euro investiert worden, drei Viertel davon als Projektfinanzierung mit einem langfristigen Darlehen über 15 Jahre Laufzeit. Das ist durchaus keine Selbstverständlichkeit, denn während Betreiber von Solarparks in Deutschland für die nächsten 20 Jahre mit festen Vergütungen rechnen dürfen, sind solch langfristige gesicherte Planungen in den meisten Nachbarländern nicht möglich. Das bedeutet für die Finanziers bei der LBBW: erst umdenken, dann neue Lösungen finden. Jürgen Klingel, Project Finance Director bei der LBBW, sagt: „Auf Grundlage der niederländischen Einspeiseregeln haben wir eine Finanzierungsstruktur entwickelt, die zu den spezifischen Projektgegebenheiten ebenso gut passt wie zum Risikoappetit der Bank.“
Denn nicht nur Wirsol geht ins Risiko beim SunPort-Projekt, auch die LBBW. Projektfinanzierungen sind üblicherweise Non-Recourse-Finanzierungen. Das Risiko für die Bank: Sollte etwas schiefgehen, kann sie nur auf den Betrag an Eigenkapital zurückgreifen, der von den beteiligten Unternehmen unmittelbar ins Projekt eingebracht wird. Der Zugriff aufs Firmenvermögen bleibt ihr verwehrt, „non-recourse“ bedeutet: kein Regress. Um das Risiko breiter zu streuen, werden bei solchen Finanzierungen deshalb auch Betreiber, Lieferanten und Abnehmer eingebunden. Voraussetzung ist, dass alle Beteiligten auf Basis einer soliden Businessplanung zusammenarbeiten. Sie müssen sich einig sein, dass sich die Investition rechnet. Denn Zinsen und Tilgung der aufgenommenen Kredite werden erst aus dem Cashflow bezahlt. Bevor die Bank den Kredit vergibt, analysiert sie das Vorhaben deshalb sorgfältig.
Projektfinanzierung schont Eigenkapital
Für das SunPort-Projekt in Delfzijl ging der Daumen der Banker schnell hoch – und blieb auch dort. „Die LBBW hat unsere unternehmerische Einschätzung geteilt“, freut sich Dr. Peter Vest, Geschäftsführer von Wirsol, der Marke der WIRCON GmbH in Waghäusel. Mehr noch: Die LBBW ist mit der Non-Recourse-Finanzierung auf den Wunsch des Unternehmens eingegangen, das Eigenkapital so gut wie möglich zu schonen. Aus Sicht der Projektträger sind Non-Recourse-Finanzierungen bilanzneutral (Off Balance Sheet Financing). Unternehmen können ihr Eigenkapital also anderweitig einsetzen und nutzen. Genau das hat auch Wirsol vor. Dr. Vest sagt: „Unser Eigenkapital brauchen wir für Entwicklungen.“
Sein Unternehmen entwickelt sich rasant. An den Wirsol-Standorten im baden-württembergischen Waghäusel, im südenglischen Arundel und in Sydney arbeiten rund 100 Mitarbeiter daran, Photovoltaiksysteme jeder Größe in Deutschland, Großbritannien und an ausgewählten Standorten in der übrigen Welt zu realisieren. So hat Wirsol mithilfe der LBBW an der dänischen Ostseeküste den Solarpark Lerchenborg aufgebaut, der seit 2015 rund 30.000 Privathaushalte mit Strom versorgt. 2018 wurden bereits 200 Megawatt in Australien ans Netz gebracht, weitere 200 Megawatt sind derzeit im Bau.
Elf Windräder, finanziert über die LBBW
Neuerdings engagiert sich die 2013 gegründete Firma auch in der Windenergie: Ende 2017 ging das Wirsol-Projekt „Windpark Straubenhardt“ im Nordschwarzwald ans Netz. Die elf Windräder können bis zu 22.000 Haushalte mit Strom versorgen. Fast zeitgleich hat das Unternehmen in Kanada einen bereits bestehenden Windpark gekauft. In beiden Fällen lief die Projektfinanzierung über die LBBW.
Genauer gesagt: Sie lief über Andreas Schück, Firmenkundenbetreuer der zur LBBW gehörenden BW-Bank in Karlsruhe. Er kennt Wirsol seit Jahren und weiß um die Herausforderungen bei der Entwicklung großer Energieprojekte. Bei Bedarf zieht er weitere Experten aus dem LBBW-Konzern heran. „Große Projektfinanzierungen nach internationalen Standards erarbeiten wir immer im Team“, sagt Schück. Beim SunPort musste nicht nur die Non-Recourse-Finanzierung gestemmt werden, nebst Zinssicherung, auch für das Cash Management musste eine Lösung gefunden werden.
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