Stadtwerke Halle (Saale): So geht Energiewende
In Halle (Saale) investieren die Stadtwerke in erneuerbare Energien und andere Klimaschutzmaßnahmen. Wie sie dabei vorgehen, erklärt Geschäftsführer Matthias Lux.
Zeitenwende: Wo heute im Norden von Halle (Saale) auf freier Fläche die Kräuter blühen, wurde früher die Braunkohle für das längst stillgelegte Kraftwerk gelagert. Hier erzeugen seit 2019 insgesamt 374 Kollektoren klimaneutrale Sonnenenergie für das Fernwärmenetz der Stadt. Von der Kohle zur Sonne, von fossil zu erneuerbar – der Solarthermiepark ist das augenfälligste Zeichen für die Energiewende „made in Halle“.
Die Großstadt im Süden von Sachsen-Anhalt setzt sich ein ehrgeiziges Ziel: Sie will noch vor 2045 klimaneutral werden, also schneller, als es das Klimaschutzgesetz für ganz Deutschland vorschreibt. Treibende Kraft sind die Stadtwerke Halle (SWH). „Wir sind nicht nur für die Energieversorgung verantwortlich, sondern auch für den öffentlichen Nahverkehr, die Wasserversorgung, für die Abwasser- sowie für die Abfallentsorgung – viele Ansatzpunkte also für den Klimaschutz“, sagt Matthias Lux, Vorsitzender Geschäftsführer der Stadtwerke Halle.
Sonne und Wind, Klärgas und Wasserstoff
Einer der stärksten Hebel liegt dabei im Umstieg auf erneuerbare Energien in der Fernwärme – sie versorgt 75.000 Haushalte in Halle. Die Stadtwerke planen unter anderem, in Nachbarschaft zur Solarthermie-Anlage eine Groß-Wärmepumpe zu installieren, die das Wasser der Saale als Wärmequelle nutzt. Die Wärmeerzeugungsanlagen des Kommunalbetriebes sind zudem schon heute in der Lage klimaneutralen Wasserstoff beizumischen.
Darüber hinaus haben die Stadtwerke einen riesigen Wassertank errichtet, der als Wärmespeicher dient. „Der Speicher schafft Flexibilität, die wir für die Einbindung erneuerbarer Energiequellen benötigen“, erklärt Lux. So macht es der Speicher möglich, künftig überschüssigen Wind- und Solarstrom in einer Power-to-Heat-Anlage für die Fernwärme zu nutzen. Ist mehr grüner Strom verfügbar, als gerade gebraucht wird, erzeugen große Heizstäbe damit Wärme, die entweder ins Wärmenetz gespeist oder aber gespeichert wird.
Dabei produzieren die Stadtwerke selbst große Mengen an grünen Strom: Bereits seit mehreren Jahren errichten sie in ganz Deutschland Solarparks und sind auch an Windkraftanlagen beteiligt. Bislang haben die Hallenser eine Leistung von 130 Megawatt aufgebaut. Viele weitere Anlagen sind in Planung.
Wir verfolgen einen umweltökonomischen Ansatz: Zunächst gehen wir Klimaschutzprojekte an, die auch wirtschaftlich Rendite bringen.
Auch bei der Abwasserentsorgung setzt das Kommunalunternehmen an. Das ist ebenfalls ein Bereich mit großem Potenzial für den Klimaschutz, gehört das Klärwerk doch zu den größten Strom- und Wärmeverbrauchern weit und breit. Dessen Energiebedarf wollen die Stadtwerke Halle künftig klimaneutral durch das bei der Reinigung entstehende Klärgas sowie durch eine Fotovoltaikanlage über den Becken decken.
Ökologische und ökonomische Rendite
All das erfordert erhebliche Investitionen. Allein in die Photovoltaik haben die Stadtwerke Halle in den vergangenen drei Jahren insgesamt 84 Millionen Euro gesteckt. Ein guter Grund, sich für die Hallenser Energiewende einen starken Finanzierungspartner zu suchen: „Wir arbeiten hier schon seit einigen Jahren sehr erfolgreich mit der LBBW zusammen“, sagt Lux. Die Bank finanziert einen großen Teil der Klimaschutzmaßnahmen der Stadtwerke Halle.
Bei seinen Investitionen achtet das Kommunalunternehmen nicht allein darauf, wie groß der Gewinn für den Klimaschutz ausfällt. „Wir verfolgen einen umweltökonomischen Ansatz: Zunächst gehen wir diejenigen Projekte an, die auch wirtschaftlich Rendite bringen“, erläutert Lux. Das stellt sicher, dass die Produkte und Leistungen der Stadtwerke für die Kunden bezahlbar bleiben.
Kunden ins Boot holen
Zur Klimaschutzstrategie des Kommunalbetriebs gehört auch, eng mit anderen Akteuren in Halle zusammenzuarbeiten. So haben die Stadtwerke mit den mehr als zwei Dutzend größten Energieverbrauchern vor Ort – Unternehmen, Institutionen, Krankenhäuser, die Wohnungswirtschaft und auch die Stadt selbst – die „Energie-Initiative Halle“ gegründet.
In diesem Rahmen erarbeiten die Partner gemeinsam Projekte, die zum Erreichen der Klimaziele beitragen. „Ohne Einbeziehung unserer Kunden kann die Energiewende in Halle nicht gelingen“, ist Lux überzeugt. „Mit der Energie-Initiative Halle gestalten sie die Transformation in der Stadt aktiv mit!“
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Thomas Rieger