Das zweite Leben der Windradflügel

In Aschersleben baut NOVO-TECH eine innovative Anlage für die Wiederaufbereitung von Windradflügeln – unterstützt von der LBBW.

Zwei Sitzgelegenheiten, Terrasse, Grünfläche

Was passiert eigentlich mit den Flügeln von abgebauten Windkraftanlagen? Bislang werden sie zerkleinert und verbrannt. NOVO-TECH hat eine bessere Idee: aufbereiten und wiederverwenden! „Die in den Windradflügeln verbauten Kunstharze machen unsere Produkte noch besser“, sagt Klaus Thiemicke, kaufmännischer Leiter des Unternehmens. Deshalb baut NOVO-TECH in Aschersleben für einen zweistelligen Millionenbetrag eine innovative Anlage, in der die Windradflügel für ihre neue Aufgabe aufbereitet werden. Mithilfe der Kredite und der Vorfinanzierung der LBBW können Hallen und Anlagen schnellstmöglich errichtet werden.

NOVO-TECH stellt unter dem Markennamen megawood® vor allem Dielen für Terrassen, Balkone und Gärten her. Diese Dielen sehen aus wie Holz, schon weil sie bis zu 75 Prozent Naturfasern aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern enthalten. Gleichzeitig haben sie klare Vorzüge gegenüber Holz: Sie brauchen weniger Pflege und halten jeder Witterung dauerhaft stand. Denn die megawood®-Produkte bestehen aus einem Holzwerkstoff namens GCC, German Compact Composite, bei dem das Naturprodukt im Mittelpunkt steht und durch Additive in seinen Eigenschaften verbessert wird. Anteilig eingesetzte Polymere dienen dabei als „Klebstoff“ und halten die Naturfasern zusammen. Dafür werden die Holzspäne mit den Polymeren erhitzt und vermischt, bis beides sich verbindet. Im anschließenden Prozess der Extrusion wird GCC zu Dielen geformt. Das Ergebnis: sehr widerstandsfähige und optisch ansprechende Produkte.

Noch stabiler, noch nachhaltiger

GCC soll künftig durch Kunstharz bereichert werden, auch aus ausgemusterten Windkraft-Rotorblättern. „Dadurch entsteht ein ganz besonderes Material, das vielseitig im Außenbereich eingesetzt werden kann“, sagt CFO Thiemicke. Das ist allerdings nicht der einzige Grund für das Engagement von NOVO-TECH. Der zweite: „Mit diesem Recycling tun wir etwas für die Nachhaltigkeit, indem wertvolle Ressourcen vor thermischer Vernichtung bewahrt und CO₂-Emissionen vermieden werden.“

Für uns muss und darf kein Baum gefällt werden: Wir ,ernähren‘ uns von den anfallenden Spänen aus der Holzindustrie.

Holger Sasse, Geschäftsführer von NOVO-TECH

Nachhaltigkeit ist NOVO-TECH ein tief verankertes Anliegen. „Für uns muss und darf kein Baum gefällt werden“, sagt Unternehmensgründer und Geschäftsführer Holger Sasse. „Wir ,ernähren‘ uns von den anfallenden Spänen aus der Holzindustrie.“ Sein Holzwerkstoff GCC ist seit Jahren „Cradle to Cradle“-zertifiziert, unterstützt also nachweislich die Kreislaufwirtschaft. NOVO-TECH nimmt alle GCC-Produkte kostenfrei zurück und verwertet sie komplett, um neue Artikel derselben Qualität herzustellen.

Das ist nicht nur vorbildlich, es ist auch erfolgreich. Die 2005 gegründete NOVO-TECH GmbH ist mit bald 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mittlerweile Europas größter Hersteller von Naturfaserwerkstoffen zum Einsatz im Außenbereich. In Aschersleben werden jährlich rund 35.000 Tonnen an Terrassendielen sowie Sichtschutz- und Fassadenelementen produziert. „Wir berücksichtigen seit dem ersten Produktionstag die Chancen der Kreislaufwirtschaft“, sagt Geschäftsführer Sasse. Deshalb passt es ideal in sein Selbstverständnis, den früheren Windradflügeln eine zweite Aufgabe zu geben.

Nachhaltigkeit hat ihren Preis

Dafür nimmt NOVO-TECH viel Geld in die Hand. Rund 8 Millionen Euro kostet allein der Hallenkomplex. Etwa 22 Millionen Euro kosten die neuartigen Maschinen. Sie wurden extra für die neuen Aufgaben entwickelt – für das Aufbereiten von Rotorblättern und das Extrudieren der neuen Materialien. Diese Maschinen müssen die Flügel zerschneiden und weiter zerkleinern, bis sie die gewünschte Konsistenz haben. „Es geht um ein komplett neues Produkt, hergestellt auf neu zu entwickelnden Maschinen – wer gibt uns dafür Geld?“, fragt Klaus Thiemicke und gibt selbst die Antwort: „Die LBBW.“

Genauer gesagt: Die LBBW überzeugte den Ex-Banker mit einem langfristig ausgelegten Finanzierungsplan, bei dem Fördergelder sowohl des Landes Sachsen-Anhalt als auch der KfW eingeworben waren. „Die LBBW hat mitgedacht, unser Geschäft durchdrungen und verstanden – das war hochprofessionell“, lobt Thiemicke.

Dieses Lob gibt die LBBW gern zurück: „Herr Thiemicke hat einen perfekten Mix aus Fördermitteln und KfW-Refinanzierungsprogrammen zusammengestellt, der die Finanzierungsstruktur sowohl aus Unternehmenssicht als auch für uns als Finanzierungspartner optimiert hat“, sagt Florian Ullrich, zuständiger Kundenberater bei der LBBW. „Alle Entscheider unseres Hauses konnten das komplexe Vorhaben gut nachvollziehen und wollten es begleiten.“

… und die LBBW finanziert vor

Einige der beantragten Zuschüsse sind bereits bewilligt, bei anderen steht die Zusage noch aus. Von der Zusage bis zur Auszahlung der Fördergelder geht allerdings viel Zeit ins Land. Und die Bauarbeiten sind längst angelaufen. Sorgen macht sich CFO Thiemicke trotzdem nicht: Diese Phase überbrückt – gemeinsam mit einer anderen Bank – ebenfalls die LBBW.

Spatenstich für die neue Anlage war im Juli 2021, das Richtfest im Oktober. Schon ein Vierteljahr später startete die Probeproduktion. Und sobald das neue Jahr beginnt, soll es richtig losgehen mit dem zweiten Leben der Windradflügel.

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Peter Kröger Bereichsleiter Unternehmenskunden Region Ost

Peter Kröger

Bereichsleiter (35/L) Unternehmenskunden Region Ost
Dirk Kage Leiter der Niederlassung Unternehmenskunden

Dirk Kage

Unternehmenskunden Westsachsen und Sachsen-Anhalt
Florian Ullrich Unternehmenskundenberater Sachsen-Anhalt

Florian Ullrich

Unternehmenskundenberater Sachsen-Anhalt