M&A: weil Sustainability bei jedem Verkauf eine Rolle spielt

Nachhaltige Aspekte werden bei M&A-Transaktionen immer wichtiger. Vor unliebsamen Überraschungen schützt das Sustainability-Advisory-Team der LBBW.

Geschäftsfrau zeigt Geschäftsmann etwas durch die Fensterscheibe

Steht ein Unternehmen zum Verkauf, geht es um Zahlen, um Produkte und um Menschen. Und zunehmend um die Frage, wie nachhaltig dieses Unternehmen wirtschaftet. Käufer mögen keine unliebsamen Überraschungen. Denn wer zu spät erkannte Missstände ändern will, muss dafür Geld in die Hand nehmen. Viel Geld. Deshalb werden Fragen zum nachhaltigen Wirtschaften wichtiger, wenn es um Kauf, Verkauf oder um die Fusion von Unternehmen (Mergers & Acquisitions, M&A) geht. „Ohne Einschätzung der Sustainability-Performance – also dem nachhaltigen Wirtschaften – lassen sich Unternehmen nicht mehr angemessen bewerten“, sagt Vinzenz Fundel vom Sustainability-Advisory-Team der LBBW. „Liegt zu viel im Argen, kann daran die gesamte Transaktion scheitern.“

Umso wichtiger ist es, im M&A-Prozess sämtliche Sustainability-Risiken und -Chancen ebenso schnell wie verlässlich herauszuarbeiten. Das ist anspruchsvoll, denn während die M&A-Prozesse auf anderen Feldern standardisiert sind, fehlen zur Sustainability entsprechende Richtgrößen. Daher ist fundierte Expertise gefragt, um belastbare Daten zu finden – und mit Expert-Judgement zu bewerten. „Welche Daten liegen unternehmensweit vor, in welcher Qualität? Wie werden sie intern eingesetzt, etwa für Steuerung?“, zählt LBBW-Experte Fundel auf. Bereits am Umgang mit Daten lasse sich erkennen, wie ernsthaft sich ein Unternehmen mit Sustainability-Fragen beschäftigt. Fundel nennt ein Beispiel: „Wer beispielsweise keine Daten zu den eigenen CO₂-Emissionen erhebt, kann weder Ziele formulieren noch wirksame Maßnahmen angehen.“

Sustainability Advisory: Risiken erkennen, Chancen aufzeigen

Der Anspruch von Sustainability Advisory bei M&A-Verhandlungen besteht darin, die gesamte Wertschöpfungskette eines Unternehmens zu betrachten. Die LBBW-Experten wollen die Auswirkungen (Impacts) des Geschäftsmodells ganzheitlich verstehen, um die Transformationsfähigkeit des Unternehmens bewerten zu können. Das bedeutet, die Lieferketten auf Risiken zu untersuchen, die Logistik und die Produktionsverfahren zu hinterfragen und nicht zuletzt einen Blick darauf zu werfen, wie nachhaltig sich die Produkte in der Nutzungs- und End-of-Life-Phase verhalten. „Die Nutzungsphase ist ein häufig unterschätzter Hebel“, sagt Vinzenz Fundel und nennt Wärmepumpen als Beispiel. Bei denen entsteht der größte Anteil an Emissionen bei der Nutzung. „Die Heizung muss also immer optimal eingestellt sein, um Energie zu sparen und Emissionen zu drosseln.“ Daraus lassen sich für die Hersteller von Wärmepumpen neue Geschäftsfelder für das „Enabling“ von Sustainability ableiten, „beispielsweise in Remote Controlling zu investieren“.

Liegt bei der Sustainability zu viel im Argen, kann daran die gesamte M&A-Transaktion scheitern.

Vinzenz Fundel, Sustainability Advisor der LBBW

Die Sustainability Advisors der LBBW sehen ihre Aufgabe nicht allein darin, auf Probleme aufmerksam zu machen. Ebenso wichtig: Potenziale aufzuzeigen. Gerade im Mittelstand sei verantwortungsbewusstes Wirtschaften oft so selbstverständlich, dass darüber nicht mal gesprochen wird. „Da ist häufig mehr vorhanden, als nach außen sichtbar wird“, sagt Fundel, „hier schaffen wir Transparenz.“

M&A: vom Sustainability Readiness Check zur ESG-Due Diligence

Viel Zeit dafür haben die Sustainability Advisors selten: Es muss meist schnell gehen in M&A-Transaktionen. Bei einem strukturierten Readiness Check investieren die LBBW-Experten um die fünf bis acht Tage, um die „Hot Spots“ zu identifizieren und eine Ersteinschätzung zum ESG-Reifegrad des Unternehmens vornehmen zu können. ESG steht für Environment (Umwelt), Social und Governance (Unternehmensführung). ESG-Kriterien entwickeln sich zum Standard, um die Sustainability-Performance zu beurteilen, da sie weit über Umweltaspekte hinausgehen und die gesamte Bandbreite an Nachhaltigkeit erfassen. Liegen im Unternehmen aussagekräftige Daten vor, geht der Readiness-Check recht fix. „Wenn keine Daten vorliegen, schauen wir, was sich an verlässlichen aussagekräftigen Quellen generieren lässt“, sagt Fundel. Für die tiefer greifende Bewertungen der ESG-Faktoren setzen die Experten für die eigentliche ESG-Due-Diligence je nach Größe des Unternehmens ab zehn Tagen aufwärts an.

Ob dabei verborgene Potenziale ans Licht gebracht oder ignorierte Risiken erkannt werden, in beiden Fällen fließen die Erkenntnisse der Sustainability Advisors in Form einer systematischen Entscheidungsgrundlage direkt in die Verhandlungen ein. Entscheider sollten daher ihrem Verständnis von „Nachhaltigkeit“ ein Update verpassen, sagt LBBW-Experte Vinzenz Fundel. Früher habe „Nachhaltigkeit“ weitgehend außerhalb der Bilanzbetrachtungen stattgefunden, „heute ist die Transparenz darüber oftmals der entscheidende Faktor für erfolgreiche Transaktionen“.

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Vinzenz Fundel, LBBW-Mitarbeiter im Sustainability Advisory

Vinzenz Fundel

Corporate Finance Sustainability Advisory

Vinzenz Fundel unterstützt seit Juli 2020 die Corporate-Finance-Einheit der LBBW im Bereich Sustainability Advisory. Zuvor baute er in über acht Jahren Zugehörigkeit bei einer internationalen Beratungsgesellschaft deren Bereich Sustainability federführend auf und verantwortete dort zahlreiche Advisory- bzw. Assurance-Projekte. Vinzenz Fundel war zudem für die Europäische Kommission innerhalb der Klimapolitik beratend tätig und hat einen naturwissenschaftlichen Hintergrund.