Emissionsgutschriften: So verdienen Sie mit Ihrem Elektroauto Geld

Seit Anfang 2022 dürfen Besitzer von E-Autos CO₂-Gutschriften an die Mineralölwirtschaft verkaufen. Das bringt ihnen Erlöse von mehreren hundert Euro im Jahr.

E-Ladesäule ist mit Kabel an E-Auto verbunden

21.6.2022

Wer Benzin und Diesel verkauft, muss die Treibhausgas-Emissionen, die beim Verbrennen dieser Kraftstoffe entstehen, stetig reduzieren. Das sieht die jüngste Erneuerbare-Energien-Richtlinie der EU vor, die der Bund 2021 in nationales Recht umgesetzt hat.

Die Unternehmen der Mineralölwirtschaft haben im Wesentlichen zwei Möglichkeiten, diese Vorgabe zu erfüllen: Sie können ihrem Sprit klimaneutrale Kraftstoffe beimischen, etwa aus Biomasse oder grünem Wasserstoff – oder aber Emissionen kompensieren, indem sie Gutschriften über CO₂-Minderungen erwerben, die durch Elektrofahrzeuge bewirkt werden. Den dort eingesetzten Strom dürfen sich die Unternehmen nämlich bei der Berechnung des Treibhausgas-Ausstoßes anrechnen lassen.

Verkauft werden diese Gutschriften von Ladesäulen- und Wallbox-Betreibern. Dabei hat der Gesetzgeber die Bestimmungen so weit gefasst, dass faktisch alle Besitzer von Elektroautos am Handel teilnehmen dürfen – Unternehmen mit Elektro-Fuhrparks genauso wie private Fahrzeughalter. Denn der Bund geht der Einfachheit halber davon aus, dass alle E-Auto-Eigentümer auch über eigene Lademöglichkeiten verfügen. Seit Anfang 2022 können sie so mit sehr geringem Aufwand pro Fahrzeug mehrere hundert Euro im Jahr erlösen.

250

bis 350 Euro können Fahrzeughalter dem ADAC zufolge pro Auto oder Motorrad im Jahr verdienen.

Wer darf Emissionsgutschriften verkaufen?

All diejenigen, die als Halter eines vollelektrischen E-Autos im Fahrzeugschein (Zulassungsbescheinigung Teil 1) eingetragen sind. Das gilt auch für Unternehmen mit E-Auto-Flotte. Eigentümer von elektrisch betriebenen Motorrädern und -rollern, die schneller als 45 km/h fahren dürfen, profitieren ebenso von diesem System. Für sie ist die Teilnahme besonders attraktiv, weil sie trotz meist deutlich geringerem Stromverbrauch genauso viel Geld bekommen wie die Besitzer von Elektroautos. Plug-in-Hybride sind dagegen ausgeschlossen.

Wie funktioniert der Handel?

Die Besitzer der Elektrofahrzeuge stellen ihre Gutschrift Zwischenhändlern zur Verfügung, die sie dann gesammelt an Unternehmen aus der Mineralölwirtschaft verkaufen. Dazu müssen die Halter lediglich eine Kopie ihres Fahrzeugscheins vorlegen. Meist genügt es, ein Foto des Scheins auf der Website des Händlers hochzuladen. Der prüft die Dokumente und zahlt das Geld dann einige Wochen oder Monate später aus.

Wie viel Geld können E-Auto-Besitzer damit verdienen?

Das hängt unter anderem davon ab, welche Preise sich auf dem Markt für die Gutschriften bilden – und welche Provision der Händler für sich behält. Dem ADAC zufolge können die Fahrzeughalter auf diese Weise pro Auto oder Motorrad aktuell etwa 250 bis 350 Euro im Jahr verdienen. Wie viel Strom die E-Auto-Fahrer laden, hat dabei keinen Einfluss auf die Höhe der Prämie. Sie müssen die Einkünfte allerdings unter Umständen versteuern.

Wie profitieren Unternehmen mit Elektro-Fuhrpark?

Für Unternehmen gelten die gleichen Regeln wie für private E-Auto-Besitzer. Für ihre Elektroautos können sie derzeit ebenfalls je 250 bis 350 Euro im Jahr veranschlagen. Deutlich höher liegen die möglichen Erlöse bei Nutzfahrzeugen: Bei einem rein elektrischen Transporter der Fahrzeugklasse N1 können die Unternehmen mit 450 Euro jährlich rechnen, so der Gutschrift-Händler Greentrax – und bei einem E-Bus der Klasse M3 gar mit 13.000 Euro. Sind die Fahrzeuge geleast, gehen die Erlöse an diejenige Partei, die als Halter in der Zulassungsbescheinigung Teil 1 eingetragen ist.