Vorwort Dr. Moritz Kraemer
2022 sollte ein nachpandemisches Erholungsjahr werden. Doch statt einer Erholung sehen wir uns nun einer erneuten Rezession gegenüber. Selten war die Stimmung so düster wie heute. Aber vielleicht ist es ja wahr, dass es kurz vor der Dämmerung am dunkelsten ist? Was, wenn der Pandemie doch kein Comeback gelingt? Und die Entspannung bei den Lieferketten von Dauer ist? Oder gar der Krieg in der Ukraine endet? Auch wir haben mehr Fragen als Antworten. Aber die Antworten, die wir zu haben glauben, möchten wir Ihnen in unserem Ausblick auf 2023 geben.
Ausblick 2023 – Viele schlechte Nachrichten und nur wenige Lichtblicke
"Wir erwarten den Tiefpunkt der Wirtschaftsentwicklung im kommenden Jahr." Chefvolkswirt Dr. Moritz Kraemer stellt im Video die 11 Thesen vor, die das LBBW Research auf Basis neuester Marktdaten entwickelt hat und erläutert unter welchen Bedingungen die europäische Wirtschaft wieder den Vorwärtsgang findet.
Zu den Thesen
01 | Weltwirtschaft – Resilienter werden
Die Weltwirtschaft sortiert sich neu. In der Pandemie zeigte sich, wie stark verzögerte Zulieferungen aus dem Ausland die Produktion beeinträchtigen. Die Konsequenz muss lauten, Abhängigkeiten zu verringern. Warum der gänzliche Verzicht auf Vorprodukte aus dem Ausland jedoch keine gute Idee ist, zeigt eine Simulation des ifo-Instituts zum „Reshoring“. Für Unternehmen ist es vielmehr angebracht, ihre Beziehungen auf zuverlässige Zulieferer zu fokussieren und global zu streuen.

02 | Inflation – in Deutschland erst zweistellig, dann rückläufig
Zweistellig ist die Inflationsrate in Deutschland mittlerweile. Man muss schon bis ins Jahr 1951 zurückgehen, um höhere Werte zu finden. Haupttreiber der Inflation sind derzeit die Energiepreise. Ob und wie der Eingriff des Staates durch den Gaspreisdeckel wirkt, muss sich erst noch zeigen. Sicher ist, dass sich der Anstieg der Energiepreise auf weitere Güter des Warenkorbes überwälzen wird. Der Hochpunkt der Inflation dürfte erst noch bevorstehen!


03 | Gesellschaft – Wohlstandsverlust birgt politische Sprengkraft
Die Menschen hierzulande sind verunsichert. Als Nation ist Deutschland durch die Energiekrise um etwa 5 % ärmer geworden. Wenig radikalisiert Menschen mehr als die Angst vor existenziellen Bedrohungen, vor dem Abstieg in die Armut. Zur Wohnungsnot gesellt sich nun das Risiko von Energieknappheit. Zugleich wird der wöchentliche Einkauf immer teurer. Doch mit sozialer Stabilität wird Deutschland auch die gegenwärtige Krise bewältigen!
04 | Gesellschaft – Wirkungsvolle Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel
In Deutschland mangelt es an Fachkräften quer durch alle Branchen. Die Lage wird sich durch den demografischen Wandel, die Digitalisierung und die Dekarbonisierung weiter verschärfen. Höchste Zeit, Maßnahmen zu ergreifen. Werden diese zielgenau justiert und zu einem einheitlichen Ganzen zusammengeführt, lässt sich Deutschlands Arbeitsmarkt fit für die Zukunft machen.


05 | Digitalisierung – Das Internet der Zukunft nimmt Formen an.
Vor mehr als 30 Jahren begann der Siegeszug des World Wide Web. Seither hat das Web nicht nur sich selbst verändert. Längst ist es weit mehr als eine Informationsplattform. Was hält die Zukunft für uns bereit? Relativ klar dürfte sein: Der Alltag wird künftig noch mehr durch digitale Anwendungen bestimmt. Physische und virtuelle Welt verschmelzen zunehmend. Das Schlagwort hierzu lautet: „Metaversum“. Doch was verbirgt sich dahinter und welche Herausforderungen gehen damit einher?
06 | Konjunktur – Die deutsche Industrie steht vor einer tiefen Rezession
Für energieintensive Branchen wie die chemische Industrie oder die Metallverhüttung bedeuten die derzeitigen Energiepreise in Deutschland einen veritablen Wettbewerbsnachteil, vor allem im internationalen Vergleich. Temporäre Werksschließungen werden erwogen, Investitionen aufgeschoben. Aus Sicht der Volkswirtschaft leidet dann das Produktionspotenzial.

07 | Konsumsektor – Nachhaltigkeit muss kein Luxus sein
Die Teuerung schlägt derzeit fast überall zu. Die Nahrungsmittelpreise bilden hierbei keine Ausnahme. Verbraucher greifen immer öfter zu günstigeren Handelsmarken statt zu höherpreisigen Markenprodukten. Dies betrifft auch Produkte mit Bio- und Nachhaltigkeitslabel. Für deren Hersteller dürfte 2023 erneut ein herausforderndes Jahr werden, wenngleich der Trend zur gesunden Ernährung mit nachhaltigen Lebensmitten ungebrochen ist.

08 | Immobilien und Bau – Schmerzender Wohnungsmarkt
Am Immobilienmarkt kannten die Preise in den vergangenen Jahren nur eine Richtung: aufwärts. Nun sorgen die stark gestiegenen Zinsen für einen großen Bremseffekt. Sie verteuern die Finanzierung von Immobilien und machen Anleihen wieder zu einer interessanten Anlagealternative. Jedoch dürften der nach wie vor knappe Wohnraum und die nachlassende Bautätigkeit einem starken Rückgang der Hauspreise entgegenwirken.

09 | Unternehmen – Die Pleitewelle rollt heran
Steigende Energiepreise, sinkendes Konsumklima, Verzögerungen in den Lieferketten: Die deutschen Unternehmen sehen sich derzeit vielen Belastungsfaktoren gegenüber. Gleichwohl liegt die Anzahl der Insolvenzen – nicht zuletzt dank staatlicher Hilfsprogramme – auf niedrigem Niveau. Doch dies wird nicht so bleiben. Denn zahlreiche Geschäftsmodelle werden sich auf Basis höherer Energiepreise in Deutschland nicht mehr rechnen.

10 | Rohstoffe – Das Gas wird diesen Winter reichen
Durch den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine wurde die EU über Nacht mit der Frage der Versorgungssicherheit in Sachen Energie konfrontiert. Zugleich offenbaren sich durch die Preisexplosion bei Erdgas Probleme in Bezug auf das Erreichen der Klimaneutralität. Immerhin gibt es bei all den bestehenden Schwierigkeiten auch eine gute Nachricht. Diese lautet: Das Gas dürfte für diesen Winter reichen!

11 | Aktien – Das Tief steht noch bevor
An den Aktienmärkten ging es seit Jahresbeginn 2022 mehrheitlich abwärts. Einige Indizes wiesen temporär Verluste von mehr als 20 % auf. Doch niedrigere Kurse bedeuten nicht zwangsläufig, dass Aktien günstig zu haben sind. Angesichts einer bevorstehenden Rezession sind Abwärtsrevisionen bei den Gewinnschätzungen zu erwarten. Darüber hinaus sprechen weitere Argumente dafür, dass die Märkte ihre Tiefs noch nicht gesehen haben.

Hätten wir im letzten Jahresausblick solche Prognosen gewagt, hätten Sie uns geglaubt?

Natürlich nicht.
Der Jahresausblick 2023 bietet Ihnen unsere 11 Thesen zur "Orientierung im Nebel der Zeitenwende" ausführlich und kompakt in einer Publikation.
3.9 MB | 2022
PDF-DownloadUnsere Prognosen für 2023

Disclaimer
Diese Publikation richtet sich ausschließlich an Empfänger in der EU, Schweiz und in Liechtenstein.
Diese Publikation wird von der LBBW nicht an Personen in den USA vertrieben und die LBBW beabsichtigt nicht, Personen in den USA anzusprechen.
Aufsichtsbehörden der LBBW: Europäische Zentralbank (EZB), Sonnemannstraße 22, 60314 Frankfurt am Main und Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), Graurheindorfer Str. 108, 53117 Bonn / Marie-Curie-Str. 24-28, 60439 Frankfurt.
Diese Publikation beruht auf von uns nicht überprüfbaren, allgemein zugänglichen Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit und Vollständigkeit wir jedoch keine Gewähr übernehmen können. Sie gibt unsere unverbindliche Auffassung über den Markt und die Produkte zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses wieder, ungeachtet etwaiger Eigenbestände in diesen Produkten. Diese Publikation ersetzt nicht die persönliche Beratung. Sie dient nur Informationszwecken und gilt nicht als Angebot oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf. Für weitere zeitnähere Informationen über konkrete Anlagemöglichkeiten und zum Zwecke einer individuellen Anlageberatung wenden Sie sich bitte an Ihren Anlageberater.
Wir behalten uns vor, unsere hier geäußerte Meinung jederzeit und ohne Vorankündigung zu ändern. Wir behalten uns des Weiteren vor, ohne weitere Vorankündigung Aktualisierungen dieser Information nicht vorzunehmen oder völlig einzustellen.
Die in dieser Ausarbeitung abgebildeten oder beschriebenen früheren Wertentwicklungen, Simulationen oder Prognosen stellen keinen verlässlichen Indikator für die künftige Wertentwicklung dar.
Die Entgegennahme von Research Dienstleistungen durch ein Wertpapierdienstleistungsunternehmen kann aufsichtsrechtlich als Zuwendung qualifiziert werden. In diesen Fällen geht die LBBW davon aus, dass die Zuwendung dazu bestimmt ist, die Qualität der jeweiligen Dienstleistung für den Kunden des Zuwendungsempfängers zu verbessern.
Mitteilung zum Urheberrecht: © 2014, Moody’s Analytics, Inc., Lizenzgeber und Konzerngesellschaften ("Moody’s"). Alle Rechte vorbehalten. Ratings und sonstige Informationen von Moody’s ("Moody’s-Informationen") sind Eigentum von Moody’s und/oder dessen Lizenzgebern und urheberrechtlich oder durch sonstige geistige Eigentumsrechte geschützt. Der Vertriebshändler erhält die Moody’s-Informationen von Moody’s in Lizenz. Es ist niemandem gestattet, Moody’s-Informationen ohne vorherige schriftliche Zustimmung von Moody’s ganz oder teilweise, in welcher Form oder Weise oder mit welchen Methoden auch immer, zu kopieren oder anderweitig zu reproduzieren, neu zu verpacken, weiterzuleiten, zu übertragen zu verbreiten, zu vertreiben oder weiterzuverkaufen oder zur späteren Nutzung für einen solchen Zweck zu speichern. Moody’s® ist ein eingetragenes Warenzeichen.
Folgen Sie dem LBBW Research auf Social Media
LBBW Research auf Twitter
Jeden Tag die wichtigsten Informationen zu aktuellen Ereignissen aus der Wirtschaft und Finanzwelt.
Folgen Sie uns auf TwitterLBBW Research auf Youtube
Regelmäßige Analysen und EInschätzungen zu Konjunktur, Märkten, Branchen und aktuellen Krisen.
Folgen Sie uns auf YoutubeIhr LBBW Research

Erkan Ayçiçek

Dr. Moritz Kraemer

Antje Laschewski