Unternehmensnachfolge: Familie bevorzugt

Eine Familiennachfolge sollte frühzeitig geplant und gut organisiert werden. Das LBBW Research beschreibt die besonderen Herausforderungen.

Junger und alter Mann diskutieren

Die Untersuchung des LBBW Research belegt: Bei der Suche nach einer Nachfolgelösung präferiert die Mehrzahl der Mittelständler eine Weitergabe innerhalb der Familie. Wenn es dort eine geeignete Person gibt, ist deren erfolgreiche Einarbeitung einer der zentralen Faktoren für einen reibungslosen Übergang. Wichtige weitere Aspekte sind der Erhalt von Kunden- und Lieferantenbeziehungen sowie die Akzeptanz der Mitarbeiter für die geplante Lösung. Hier kann ein Fahrplan hilfreich sein, der transparent darüber Auskunft gibt, wann der Junior-Chef welche Verantwortungen übernimmt.

Nachfolge im Familienunternehmen: Erfahrung ist wichtig

Übernimmt ein Familienmitglied die Unternehmensführung zu früh ohne ausreichend praktisches oder theoretisches Know-how, kann das zu Problemen führen. „Es gibt eine ganze Reihe von prominenten Beispielen, in denen die Kinder von Familienunternehmern deshalb zunächst Erfahrungen außerhalb des Unternehmens sammelten“, erläutert Hans-Peter Kuhlmann, Senior Analyst Corporate Developments im Research der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Hier zeigt sich erneut, dass eine Nachfolge im Familienunternehmen ausreichend früh angegangen werden sollte. Zudem erinnert Kuhlmann an einen weiteren wichtigen Aspekt familieninterner Übergaben: die Erbschaftssteuer. Hier empfiehlt er eine „frühzeitige Beratung durch Experten“.

Familiennachfolge: Wenn es Streit ums Erbe gibt

Haben gleich mehrere Familienmitglieder Interesse an der Übernahme des Unternehmens, können zusätzliche Probleme auftauchen. Beispielsweise kann ein Konflikt zwischen einer gerechten Erbschaftsfolge und einer optimalen Unternehmensnachfolge entstehen. Über mehrere Generationen können sich zudem Unternehmensanteile auf immer mehr Inhaber verteilen, so dass dies zu Lasten einer effektiven Führung gehen kann. „Lösungen können hier Family Offices oder Familienholding-Strukturen bieten, die Eigentum und Führung gleichermaßen regeln“, sagt Hans-Peter Kuhlmann. Dort wird das Eigentum gebündelt und die Unternehmensführung – durch Familienvertreter oder externe Manager – geregelt. Bekannte Familienholdings sind z. B. Henkel, C&A oder Haniel.

Familienstiftungen: Gemeinsam das Familienunternehmen erhalten

Stiftungen sind ebenfalls eine häufige und insbesondere für Familien praktikable Lösung der Nachfolgefrage. „Im deutschen Südwesten etwa bietet das sogenannte Doppelstiftungsmodell interessante Gestaltungsmöglichkeiten“, sagt Hans-Peter Kuhlmann. Dabei handelt es sich um eine Konstruktion, in der eine Familienstiftung mit Versorgungsaspekt und eine gemeinnützige Stiftung als Gesellschafter einer GmbH eingesetzt werden. Als Gesellschafter der Kapitalgesellschaft dienen beide Stiftungen dann dem Erhalt des Unternehmens. Die Familienstiftung wirkt der Gefahr einer Zersplitterung der Anteile und einem möglichen Liquiditätsabfluss aus dem Unternehmen durch Erbauseinandersetzungen entgegen.

Das klassische Doppelstiftungsmodell

Es empfiehlt sich, Regelungen in die Satzungen aufzunehmen, dass Stiftungen bei Änderungen der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen berechtigt sind, ihre Beteiligungen an der GmbH aufzugeben bzw. in andere Vermögenswerte umzuschichten. Quelle: LBBW Stiftungsmanagement

„Grundsätzlich ist das Modell der Doppelstiftung zwar kein Allheilmittel bei Unternehmensnachfolgeproblemen. Allerdings gelingt es damit, den Unternehmerwillen zu perpetuieren und so für Kontinuität in der Unternehmensführung zu sorgen“, so das Fazit der LBBW-Studie. Bei der finalen Entscheidung komme es natürlich immer auf das jeweilige Unternehmen, den zu ersetzenden Unternehmer sowie die jeweilige Stiftungsstruktur und -organisation an. Hans-Peter Kuhlmann empfiehlt, sich für die Entwicklung einer solchen Lösung ausreichend Zeit zu nehmen. Vom ersten Gedanken an eine Familienstiftung bis zur tatsächlichen Realisierung einer Stiftungskonstruktion könne durchaus ein Entscheidungsprozess von mehreren Jahren liegen.

Stiftungsmanagement im Familienunternehmen: Mit Wissen stiften

Die LBBW bietet ihren Kunden umfangreiches Know-how für eine erfolgreiche Nachfolgeregelung. Dazu gehört auch eine besondere Expertise im Stiftungsmanagment.

Familienbetrieb übernehmen: Gebündelte Expertise

Nützliche Hilfestellung für die Vorbereitung und Durchführung der Nachfolge bietet die vom Bundeswirtschaftsministerium geförderte Plattform nachfolge-in-deutschland.de des Instituts für Entrepreneurship, Mittelstand und Familienunternehmen (EMF-Institut) an der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin.

Weiterlesen: Familiennachfolge oder Verkauf

Marco Göck, Head of Corporate Developments bei LBBW Research, und sein Team haben weitere Aspekte der Nachfolge in Familienunternehmen untersucht. Die Ergebnisse zu allgemeinen Voraussetzungen der Nachfolge und zum internen oder externen Verkauf lesen Sie in Teil 1 und 3 der Serie zur Unternehmensnachfolge: