18.12.2018
Unternehmensnachfolge Teil 1: Kandidaten dringend gesucht
Viele Unternehmer benötigen einen Nachfolger. Eine LBBW Research-Studie benennt die zentralen Faktoren für eine erfolgreiche Übergabe.
Der Anteil mittelständischer Unternehmen mit kurzfristig anstehender Nachfolge ist in den vergangenen Jahren stetig gestiegen und liegt aktuell bei 17 Prozent. So lautet das Ergebnis einer Analyse von LBBW Research auf Basis des KfW Mittelstandspanels. Demzufolge planen bzw. planten allein für den Zeitraum von 2015 bis 2018 die Inhaber von rund 620.000 kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) mit insgesamt rund vier Millionen Beschäftigten die Unternehmensnachfolge oder den Verkauf ihres Betriebs. 2011 waren es noch 90.000 weniger.
Die Zahl potenzieller Unternehmensnachfolger sinkt. Die Zahl der zur Übergabe anstehenden Unternehmen dürfte in den nächsten Jahren weiter ansteigen. Grund dafür ist die demografische Entwicklung. Denn mit den geburtenstarken Jahrgängen der sogenannten Babyboomer verabschieden sich auch immer mehr Inhaber mittelständischer Unternehmen aus dem Erwerbsleben. Gleichzeitig nimmt – ebenfalls demografiebedingt – die Zahl der potenziellen Nachfolger ab: Kamen 2002 noch 2,6 Jüngere (20 bis 54 Jahre) auf einen Älteren (55 bis 70 Jahre), so werden es 2030 nach Prognosen des Statistischen Bundesamtes nur noch 1,8 junge Menschen sein – es gibt also deutlich weniger Kandidaten für eine Unternehmensnachfolge.
„Hinzu kommt, dass viele Jüngere derzeit aufgrund der guten Arbeitsmarktlage für sich bessere Chancen als Angestellte in etablierten Unternehmen sehen und das Risiko scheuen, sich selbstständig zu machen“, sagt Hans-Peter Kuhlmann, Senior Analyst Corporate Developments im Research der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Derzeit gibt es KfW-Zahlen zufolge jährlich etwa dreimal so viele zur Übergabe bereite Unternehmen wie Übernahmegründer.
Handlungsbedarf: Firmenübernahme rechtzeitig planen
Es wird also eng auf dem Nachfolgermarkt. Vor diesem Hintergrund überrascht, dass sich bislang nur ein vergleichsweise geringer Anteil jener Unternehmer, deren Lebenswerk in den kommenden Jahren in kompetente Hände übergeben werden muss, aktiv mit dieser Thematik auseinandergesetzt hat. Erst bei 42 Prozent der KMU, deren Übergabe in weniger als drei Jahren bevorsteht, läuft laut einer Sonderbefragung von Creditreform und KfW Research aus dem Jahr 2016 bereits der Nachfolgeprozess. Mehr als ein Drittel hat noch keine konkreten Pläne. „Viele Unternehmer beschäftigen sich also erst sehr spät mit der Planung ihrer Nachfolge, was zum Beispiel zu Problemen bei einem unerwarteten Ausfall des Inhabers führen kann“, sagt Kuhlmann. Die Nachfolgeexperten des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) empfehlen, spätestens drei Jahre vor der geplanten Übergabe eine Strategie zu entwickeln und mit dem Nachfolgemanagement zu beginnen.
Betriebsübernahme: Vererben oder verkaufen?
Zunächst stellt sich die Frage, aus welchem Kreis ein potenzieller Nachfolger kommen könnte. „Infrage kommen hier Familienmitglieder, Miteigentümer oder Mitarbeiter genauso wie externe Käufer und – bei größeren, etablierten Unternehmen – auch Stiftungslösungen“, sagt Kuhlmann. Deutlich mehr als die Hälfte (56 Prozent) des Mittelstands zieht grundsätzlich die Übergabe an ein Familienmitglied in Betracht. Für 29 Prozent der Firmenchefs gilt eine familieninterne Unternehmensnachfolge sogar als die einzig vorstellbare Nachfolgelösung.
Familienmitglieder bevorzugt
Präferenzen für Nachfolgeregelung
Linktipp: Gebündelte Expertise zum Thema Unternehmensnachfolge
Nützliche Hilfestellung für die Vorbereitung und Durchführung der Nachfolge bietet die vom Bundeswirtschaftsministerium geförderte Plattform nachfolge-in-deutschland.de des Instituts für Entrepreneurship, Mittelstand und Familienunternehmen (EMF-Institut) an der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin.
Unsere Studien zu Nachfolgeregelungen in Unternehmen