Nur was man kennt, kann man auch schützen.

Wie lassen sich Naturschutz und Freizeitnutzung sinnvoll verbinden? Um das herauszufinden, engagiert sich die LBBW-Stiftung im Projekt „NaturErlebnisWissen“.

Drei Menschen auf Fahrrädern in der Natur

Auf einer Blumenwiese picknicken, auf der Bergwanderung die Aussicht genießen oder mit dem Bike durch den Wald brettern: Wir Menschen lieben es, in der Natur zu sein. Die Natur hingegen, vorsichtig gesagt, ist häufig überfordert von dieser Liebe. Weil wir häufig zu wenig Rücksicht nehmen auf die Tier- und Pflanzenwelt um uns herum. Nicht aus bösem Willen, sondern weil wir es nicht besser wissen.

„Deshalb müssen wir zugehen auf die Besucherinnen und Besucher“, sagt Ute Raddatz, Leiterin des Naturschutzzentrums Obere Donau in Beuron. Jedes Jahr besuchen Hunderttausende den Naturpark. In den Corona-Jahren sind es noch mehr Spaziergänger und Wanderer, Radler und Mountainbiker, Kanu- und Kajakfahrer, Kletterer und Paraglider geworden. Sie alle gilt es aufzuklären, mitunter auch Grenzen zu setzen.

Die Natur schützen heißt: mit Menschen sprechen

Was also tun? Ins Gespräch kommen. Schon seit Jahren radelt ein Ranger mit einem Infomobil durch den Naturpark Obere Donau und hält dort, wo viele Besucherinnen und Besucher vorbeikommen. „Der Ranger wird mit Fragen geradezu bombardiert“, hat Ute Raddatz festgestellt. Gerade bei der Frage „Warum darf ich da nicht hin?“ stoßen solche Gespräche die Reflexion an. „Bei vier von fünfen zeigt sich Verständnis“, sagt Ute Raddatz. Genau aus diesem Grund wird dieses Jahr ein zweites Infomobil im Oberen Donautal eingesetzt.

Die Naturschutzzentren Eriskirch, Wurzacher Ried und Schopflocher Alb probieren es erstmals mit den Fahrrad-Infomobilen. Die Kosten dafür übernimmt die LBBW-Stiftung im Rahmen des Projekts „NaturErlebnisWissen“. „Nur was man kennt, kann man auch schützen“, begründet Martin Kuon, Geschäftsführer der LBBW-Stiftung, das Engagement. „Wir wollen Besucherinnen und Besucher der Naturparks mit dem notwendigen Wissen ausstatten, das es ihnen ermöglicht, bewusst und schonend mit der Natur umzugehen.“

Am Donnerstag, 4. Mai, wurden vier Fahrrad-Infomobile am Naturschutzzentrum Schopflocher Alb in Lenningen an die vier beteiligten Naturschutzzentren übergeben. Die Anhänger der E-Bikes werden als mobile Infostände genutzt.

Martin Kuon - Geschäftsführer LBBW-Stiftung

Wir wollen Besucherinnen und Besucher mit Wissen ausstatten, das es ihnen ermöglicht, bewusst und schonend mit der Natur umzugehen.

Martin Kuon, Geschäftsführer der LBBW-Stiftung

Für die LBBW-Stiftung ist das Projekt „NaturErlebnisWissen“ ungewöhnlich, und das gleich aus drei Gründen. Zum einen ist es auf mehrere Jahre angelegt, zum anderen fließt ungewöhnlich viel Geld in das Projekt. Meist unterstützt die LBBW-Stiftung ausgewählte Projekte mit überschaubaren Summen, mehr als 2.000 Euro ist schon viel. Bei „NaturErlebnisWissen“ wird es hingegen sechsstellig. Das liegt auch daran, dass – letzter Grund – gleich vier Naturschutzzentren zusammenarbeiten. „Wir wollen bei möglichst vielen Ansätzen sehen, wie es sich entwickelt, und lernen, was funktioniert“, sagt Stiftungsgeschäftsführer Martin Kuon. Als Abschluss geplant ist eine Tagung für Ranger aus ganz Baden-Württemberg, um die Projektergebnisse weiterzugeben. „Man muss ja nicht jedes Mal das Rad neu erfinden“, sagt Ute Raddatz, gute Ideen dürfe man sich auch gern mal abgucken.

Erfahrungen weitergeben: Jute statt Beton

So wie das mit der Juteschnur. Früher wurde versucht, die Vegetation an den sensiblen Felsköpfen des Donautals aufwendig zu schützen. „Doch die einbetonierten Pfosten sahen schon nach drei Jahren schlimm aus“, erinnert sich Ute Raddatz. Jetzt stehen dort dezente Pfähle, verbunden durch Juteschnüre. Und Tafeln, die informieren: „Hier wachsen seltene Pflanzen.“ Neun von zehn Besucherinnen und Besuchern bleiben hinter den Juteschnüren. „Auch wenn einige Unbelehrbare eben unbelehrbar bleiben, erreichen wir alle, die es einfach nicht besser wissen“, sagt Raddatz. Und das sei ein großer Erfolg.

Wir Naturschützer wollen voneinander lernen. Gute Ideen darf man sich gern auch mal abgucken.

Ute Raddatz, Leiterin des Naturschutzzentrums Obere Donau in Beuron

Mitnehmen statt abschrecken: Dafür hat das Naturschutzzentrum Obere Donau noch weitere Ideen. So werden Lehrpfade nur für einige Wochen eingerichtet. Beispielsweise mäht ein Landwirt ein Labyrinth durch eine blühende Heuwiese. Wer dem Labyrinth folgt, kommt an vielen Info- und Mitmachstellen vorbei. „Die Leute sind ja dankbar, wenn sie Informationen bekommen“, sagt Ute Raddatz, „und verstehen, warum sie nicht alles dürfen.“

Auch bei Aktionen wie den temporären Lehrpfaden unterstützt die LBBW-Stiftung im Rahmen von „NaturErlebnisWissen“. Das entspricht dem Grundverständnis der Stiftung, ehrenamtliches Engagement mit Finanzspritzen zu unterstützen. „Viele Ehrenamtliche sagen, ich bringe mich und mein Können gern ein – aber ich bringe nicht auch noch Geld mit“, sagt Geschäftsführer Martin Kuon. „Genau an diesem Punkt kommt die LBBW-Stiftung ins Spiel.“

Drei Videoclips werben für einen achtsamen Umgang mit den sensiblen Felspflanzen des Oberen Donautals der Felsvegetation. Sie sind auf den Websites des Tourismusverbands Donaubergland abrufbar.

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Martin Kuon - Geschäftsführer LBBW-Stiftung

Martin Kuon

Geschäftsführer LBBW-​Stiftung