Die hohe Nachfrage nach grünen Investments bietet Unternehmen interessante Perspektiven bei der Finanzierung. Der Corporate-Finance-Chef der LBBW, Joachim Erdle, verrät, wie man am besten in grüne Kredite, Schuldscheine und Anleihen einsteigt und welche Rolle ein professionelles Advisory dabei spielt.
Warum ist Green Finance wichtig, Herr Erdle?
Joachim Erdle: Weil wir nur eine Erde haben. Um eine lebenswerte Zukunft zu gestalten, müssen wir nachhaltig handeln. Dieser Verantwortung stellen wir uns als Bank, sowohl intern als auch für unsere Kunden, indem wir verstärkt auf Green Finance setzen. Glaubwürdig sind wir als LBBW deshalb, weil wir, statt zu reden, tatsächlich nachhaltig handeln – wie uns die aktuellen Ratings von Nachhaltigkeitsagenturen bestätigen. Deshalb kann die LBBW ihren nachhaltigen Ansatz in die Geschäftsfelder transportieren, in nachhaltige Geldanlagen und Finanzierungen ebenso wie in die Beratung von institutionellen Anlegern und Unternehmen.

Investoren suchen händeringend nach grünen Anlagen. Die hohe Nachfrage kann aktuell noch gar nicht bedient werden.
Wer treibt die Entwicklung, die Anleger oder die Unternehmen?
Joachim Erdle: Beide. Mehr Drive kommt derzeit allerdings von Investorenseite: Die suchen händeringend nach grünen Anlagen. Die Nachfrage ist so hoch, die kann aktuell noch gar nicht bedient werden. Auch deshalb sehen wir in Green Finance mehr als einen Trend – was heute noch als „grün“ gilt, wird morgen schon der Normalfall sein.
Was hält Unternehmen davon ab, bereits heute auf Green Finance zu setzen?
Joachim Erdle: Es fehlt an verbindlichen Standards und Definitionen, was „Green“ ist an Green Finance – und was nicht. Überdies bieten grüne Transaktionen derzeit nicht unbedingt finanzielle Vorteile. Sie sind sogar verbunden mit Audits und externen Ratings, das ist aufwändig. Trotzdem sind Unternehmen gut beraten, sich darauf einzulassen. Denn auf Dauer kommt niemand daran vorbei. Und die Lerneffekte sind enorm. Schon die zweite oder dritte Transaktion läuft wesentlich geschmeidiger als die erste, weil die internen Voraussetzungen geschaffen und Prozesse festgelegt sind. Die Investoren haben in der Zwischenzeit auch gelernt, woran sie bei dem Unternehmen sind. Auf lange Sicht überwiegen die Vorteile, mag der Weg anfangs auch steinig sein.
Wie kann die LBBW dabei helfen, Steine aus dem Weg zu räumen?
Joachim Erdle: Qualifizierte Beratung, die Mehrwert stiftet, ist längst ein Muss. Unternehmen wollen von ihrer Bank konkrete Ideen hören, wenn sie sich mit Green Finance beschäftigen, sie erwarten Expertise. Deshalb baut die LBBW derzeit bewusst ihre Kompetenzen mit einem „Sustainability Advisory“ aus. Diese Experten wissen um die vielfältigen Möglichkeiten von Green Finance und finden im Austausch mit dem Kunden den jeweils passenden Zugang.
Mit einem Sustainability Advisory baut die LBBW bewusst ihre Kompetenzen aus.
Gibt es einen Zugang, den Unternehmen als Pilotprojekt für Green Finance wählen können?
Joachim Erdle: Das „Positive Incentive“ könnte in manchen Fällen ein geeigneter Testballon sein. Dabei muss das aufgenommene Geld nicht für nachhaltige Projekte verwendet werden. Stattdessen verpflichtet sich das Unternehmen, insgesamt nachhaltiger zu wirtschaften und zu handeln. Das wird gemessen. Werden die Ziele erreicht, verbessert sich die Marge für den Kredit, für die Anleihe oder für den Schuldschein.
Standards, Audits, Ratings, Selbstverpflichtungen: Wirkt das nicht eher abschreckend auf Unternehmen?
Joachim Erdle: Standards sorgen für Qualität und vermeiden Greenwashing. Anleger wollen in Unternehmen investieren, deren nachhaltiges Engagement glaubwürdig und transparent ist. Und die Unternehmen können zeigen, wie ernsthaft sie Verantwortung zu übernehmen bereit sind. Das ist richtig und wichtig.
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Joachim Erdle
Joachim Erdle leitet bei der LBBW als Managing Director den Bereich Corporate Finance. Sein besonderes Augenmerk liegt dabei auf integrierten Finanzierungsstrategien, bei denen der individuelle Kundenbedarf im Vordergrund steht. Dazu analysiert sein Advisory-Team zusammen mit Sektorexperten zunächst produktunabhängig die Ausgangssituation des Unternehmens. Auf dieser Basis erarbeiten Spezialisten passgenaue Strategien. Immer öfter werden dabei auch grüne Finanzierungsbausteine eingebunden.